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[ Band 6 Brief 11: Humboldt an Caroline London, Portland Place 17, ]
die Nacht bei ihr. Da sie sah, daß sie nach einem Schlaf er- wachte, fragte sie sie, ob sie ruhig geschlummert hätte. Die Staël antwortete: Si j’ai dormi? J’ai dormi comme une bonne paysanne. So wandte sie sich herum, schlief wieder ein, und als die Randall nach einiger Zeit nach ihr sah, war sie nicht mehr. Unter der Familie soll viel stille Uneinigkeit herrschen, wenn ich nämlich Schlegel *) und Rocca **) zur Familie rechne. Schlegel ist sehr schlecht bedacht. Er hat bloß seine alte Pension und die Manuskripte, die sehr wenig bringen werden. Es ist nur ein Werk: Betrachtungen über die Französische und Englische Revolution. In dies ist, was über ihren Vater vorkommt, mit verwebt. Es soll, nach Alexander, das schwächste ihrer Werke sein, und sie hat es selbst noch immer schwächer gemacht, da sie aus Ängstlichkeit immerfort alle Anekdoten und alles Auffallende weggestrichen hat. Ich schrieb Dir, glaube ich, daß Schlegel nach Berlin berufen sei. Koreff ***) sagte es mir als eine geschehene Sache in Karlsbad, Schlegel selbst weiß aber noch nichts davon. Gneisenau hat mir geschrieben. Ich hatte ihm, als ich Schlesien verließ, in einigen Zeilen mein Bedauern geäußert, daß ich ihn nicht hätte besuchen können, und ihm zugleich gesagt, daß ich wohl Ott- machau wählen würde, weil ich wußte, daß er auch in Schlesien eine Dotation wollte. Er schreibt mir nun sehr freundlich, er habe gleich Merkeln †) geschrieben, daß er Ottmachau nicht mehr in den Augen habe, und hat wirklich etwas anderes gewählt, das, wie er sagt, seinen Wünschen entspricht ††). Im Grunde hat er wohl nie ——— *) August Wilhelm v. Schlegel, geb. 1767, † 1845, hatte von 1804 ab fast beständig bei Frau v. Staël gelebt. **) Rocca war heimlich mit Frau v. Staël verheiratet gewesen. ***) Johann Ferdinand Koreff, geb. 1783, † 1851, praktischer Arzt und Schriftsteller. Seit 1815 im Gefolge des Staatskanzlers. †) Oberpräsident. ††) Obiges widerspricht der üblichen Deutung, daß Gneisenaus später 33