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[ Band 6 Brief 11: Humboldt an Caroline London, Portland Place 17, ]
Ankunft brachte. Ich war den Mittag zu einem mir zu Ehren gegebenen Diner bei Lievens, aber den Abend um 11 kam er wieder her, und die Berg kam von Lievens aus auch zu mir, und so haben wir, wie Bülow mir heimlich sagte, zwar mit demselben Teezeug, aber sehr anders als in Frankfurt Tee getrunken. Die Berg und Alexander grüßen Dich unendliche Male. Die Berg ist enchantiert, endlich, wie sie sagt, einen ordentlichen preußischen Gesandten hier zu sehen, und versichert mir, daß ich sehr gut debütierte. Der Prinz-Regent, bei dem sie neulich in Brighton gegessen, hat ihr ausdrücklich gesagt, daß er sich freue, mich hier zu sehen, und Castlereagh und Liverpool, die beiden ersten Minister, haben auf ähnliche Weise und mit großer Achtung von mir gesprochen. Das Haus findet sie auch sehr gut und anständig und bewunderte auch, daß ich mich so geschwind eingerichtet habe, daß man schon Tee bei mir trinken kann. Du siehst, daß ich mich selbst lobe. Aber wirklich, liebe Seele, war es nötig, den Namen der preußischen Gesandtschaft hier zu heben, Du glaubst nicht, wie er gesunken war, und auch die äußere Armlichkeit und Knauserei hatte viel dazu beigetragen. Alexander ist gerade wie Du ihn immer kennst, nur stärker geworden und sehr gealtert. Er hat gestern wohl zwei Stunden hintereinander immer erzählt und gesprochen, und sehr hübsch und launig, Du kannst denken, wovon. Ich habe durch ihn auch indirekte Nach- richten über die neusten Berliner Gerüchte. Sie machen mich nun zum Finanzminister in Berlin, und ich habe schon Glückwunschbriefe aus Paris darüber bekommen. Dir brauche ich nicht zu sagen, daß es ein ganz grundloses Geschwätz ist. Bülow *) bleibt sicher, und ich würde diese Stelle nie annehmen. Man muß in Geschäften immer nur sich mit dem befassen, was man eigentlich getrieben hat ——— *) Ludwig Friedrich Hans Graf v. Bülow, geb. 1774, † 1825, seit 1813 preußischer Finanzminister. 31