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[ Band 6 Brief 8: Humboldt an Caroline London, 29. Oktober 1817 ]
viel beigetragen. Er ist dort in der Nähe von Hannover, also mitten in Jugend- und Vaterlandserinnerungen gewesen, und er hat das sehr Hübsche in seiner Natur, daß das Innere stark auf ihn wirkt und auch von mächtigem Einfluß auf seinen Körper ist. Die Besserung des Kanzlers ist die wichtigste innere Begebenheit, die sich bei uns zutragen konnte. Daß er seine ganzen Kräfte für die Entschlüsse braucht, die er sehr bald nach seiner Rückkunft nach Berlin wird nehmen müssen, ist unleugbar. Ich wünsche nur, daß sie und die damit verbundene Arbeit nicht auch diese Kräfte wieder untergraben. Die Art, wie sich die Dinge nun stellen werden, wird auch über mein Schicksal entscheiden. Ich bleibe, wie es kommen mag, fest dabei, daß ich nur unter den von mir gemachten Bedingungen *) ins Ministerium eintrete, und auch, daß ich in London gewiß nur das folgende Jahr noch ganz bleibe. Befestigen sich nun jetzt die Minister in Berlin, so ist mein Zurückziehen hiernach gewiß. Ich selbst zweifle kaum daran und suche nur jetzt noch in jeder Rücksicht meinen Posten hier mit Ehre und Anstand auszufüllen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Mich freut diese Aussicht, wenn die Sachen darum bei uns nicht schlechter gehen, wie ich nicht leugnen kann, ich komme dann wieder in einen viel natürlicheren Zustand zurück. Würde es indes auch anders, so habe ich auch nichts dagegen; das äußere Leben ist eine Art Unternehmung, wie eine Reise, ein Krieg, die man zu dem doppelten Zweck des Nutzens für andere und der Genugtuung für sich durchführen muß, und dann muß man es sich nicht verdrießen lassen, wenn einen auch Winde seitwärts treiben, sondern nur auf das vollste Erreichen des Zieles sehen, man gelange früher oder später dahin. Ich lebe daher von dieser Seite auch in der größten Ruhe, und habe mir fest vorgenommen, keinerlei Art von Verbindung in Berlin als mit dem ——— *) Entfernung der Minister Bülow und Schuckmann. 26