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[ Band 6 Brief 8: Humboldt an Caroline London, 29. Oktober 1817 ]
Fragmente haben denn auch die Englander nicht sonderlich be- zahlen wollen, und so schimpft Sickler ganz in seiner kräftigen Manier auf alles, was in und um London ist. Er war wirklich amüsant darin, und Bülow stimmte sehr mit ein. Alexandern erwarte ich in jedem Augenblick von übermorgen an. Er schreibt mir, daß er als heute von Paris abreisen wollte. Er bringt den Astronomen Arago *) mit. Ich denke, er, doch nur er allein, soll bei mir wohnen. Wenigstens lasse ich seine Stuben und Bett zurechtmachen. Ich hätte, so unendlich gern ich ihn sehe, lieber gehabt, er wäre später gekommen, wo ich besser einge- richtet gewesen wäre. Doch freue ich mich sehr, ihn zu sehen. Bülow werde ich ihm als den Schwiegersohn vorstellen. Da wird es Ergießungen geben! Das ergötzt mich schon im voraus. Lache mich ja nicht aus, liebe teure Seele. A la campagne tout amuse, sagtest Du immer in Auleben, und ich kann wohl schwören, daß mir London eine tiefere Einöde ist als Auleben. Es mißfällt mir gar nicht, und ich bin gar nicht unglücklich, vielmehr so heiter, als ich ohne Dich sein kann, denn der rechte Verstand mit der echten Heiterkeit blüht mir immer erst unter Deinen lieben, lieben Augen auf; aber es ist doch auch jetzt noch nichts, was mich anzieht, als meine Stube, und in der kann es mir bei ewigen Störungen und Zeitzersplitterungen noch nicht heimlich werden. Es ist das das Schlimme in einer Gesandtenexistenz, daß man in einer ganz fremden Lage Grund fassen muß, Verbindungen anknüpfen, sich seine Lage bilden, und das nimmt im Anfang immer alle Muße hin, die man sonst haben würde. Hier ist das mehr nötig als irgendwo, und meine Stellung nicht ganz leicht. Daher mag ich denn auch nichts darin versäumen und bringe ihr meine Zeit größtenteils zum Opfer. Auf die Heilung des Staatskanzlers, bin ich überzeugt, hat außer dem Wasser auch das Land in Pyrmont und die Menschen ——— *) Dominique Francois Arago, geb. 1786, † 1853, Physiker. 25