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[   Band 6 Brief 7:    Humboldt an Caroline    London, 22. Oktober 1817   ]


7. Humboldt an Caroline    London, 22. Oktober 1817

Wir sind unglaublich lange ohne Briefe von Euch gewesen,
liebe Li, und sind es noch. Du wirst gewiß lachen, wenn
ich Dir sage, daß ich das Schicksal habe, mit zwei Ver-
liebten, sehr verschiedener Natur, zusammen zu sein. Lusi *) ist
nämlich auch versprochen. Er hat hier eine an einen reichen Bankier
verheiratete Schwester, eine Tochter seiner Mutter aus erster Ehe,
und deren Tochter will er heiraten. Er wohnt bei seiner Schwester
Winter und Sommer auf dem Lande, fünf bis sechs englische Meilen
von hier, was für uns sehr angenehm ist, weil wir doch so jemand
haben, der manchmal die Sonne gesehen hat. Diesen Weg macht
er alle Tage hin und her, doch vor dem Posttag bleibt er die
Nacht, da er hier ein Absteigequartier hat. Sein Schwager hat
Bülow ausdrücklich gebeten, doch zu machen, daß er viel Arbeit
kriegte, weil er sonst beim Kaminfeuer den ganzen Tag zu Hause
säße. Weil er aber sehr verschiedener Natur mit Bülow ist, so
ist die künftige Schwiegermutter neulich hereingekommen, um zu
sehen, ob er auch wirklich arbeitete. Zu seinem Glück hat sie ihn
in voller Tätigkeit gefunden. Du siehst, daß ich ganz mit Heiraten
umgeben bin. Wirklich nimmt es so überhand, daß man es auf
einige Zeit ganz einstellen sollte.
Ich sah vorgestern Romeo und Julia sehr bequem, weil
Esterhazy mich in des Prinzen Regenten Loge nahm, die er für den
Abend hatte. Es ist nämlich hier ganz unmöglich, selbst eine Loge
zu haben, auch nur für einen Abend. Wenn der Prinz nicht
hineingeht, gibt es Mittel, Gott weiß welche, diese Loge zu haben.
Ein einzelner Mensch kann wohl einen Platz finden, aber auch den

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*) Friedrich Wilhelm Graf Lusi, geb. 1792, † 1847, Legationssekretär,
vermählte sich 1818 mit Marie, Tochter des Lord Gifford, war 1834—1837
Ministerresident am griechischen Hofe.

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