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[   Band 6 Brief 6:    Humboldt an Caroline    London, 18. Oktober 1817   ]


hier die Nächte sehr schön sind. Man möchte aber immer fragen,
welche, ob die um Mittag oder um Mitternacht? Im Grunde
stört einen aber diese Dunkelheit und der Nebel am Tage nicht,
wenn man sich nur recht fest vorstellt, was wahr ist, daß das gar
nicht wirklich das Klima von England ist, sondern daß nur London
von Rauch und tausend anderen Umständen ebenso dunkel ist
wie eine Stube mit einem halbverbauten Fenster sein würde. Wenn
man auch gar nicht herauskommt, so ist das doch in allem Ernst
ein großer Trost. Die Dunkelheit erscheint einem doch nicht wie
ein Fluch des Himmels, sondern bloß wie ein menschliches Übel,
und man kann schon immer in sich heiter und hell sein, wenn einem
nur die Götter nicht zürnen.
Ich habe hier Münstern sehr zugeredet, dem Prinzen Regenten
zu raten, den Fries von Thorwaldsen in Marmor machen zu lassen,
allein es ist nicht daran zu denken. Man will so etwas doch zum
Ameublement haben, und da herrscht hier ein Ungeschmack, der
merkwürdig ist. Der Prinz-Regent läßt jetzt an ein Landhaus in
Brighton mit unendlichen Kosten zwei Flügel anbauen und in
welcher Gestalt? Als zwei chinesische Tempel! Ein Pferdestall
mit einer Glaskuppel, die ihn so heiß macht, daß die Pferde darin
kaum stehen können, kostet 100000 Pfund.
Sagte ich Dir schon, daß der dänische Gesandte hier neben
andern schönen Bildern den himmlischen Rafael der Herzogin Alba
aus Madrid hat? Ich sehe ihn da sehr oft. Die Alba hat ihn
ihrem Arzt mit vielen andern Bildern vermacht, der Arzt hat sie,
eine Änderung des Testaments fürchtend, vergiftet, er ist eingezogen
worden und hat sich durch Bestechung losgekauft. Dabei hat er
die Bilder verhandeln müssen. So ist Bourke dazu gekommen.

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