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[ Band 6 Brief 3: Caroline an Humboldt Rom, 11. Oktober 1817 ]
Gärtchen auf der punta del ponte rotto, wo eine herrliche Aussicht auf beide Ufer des Tiber ist. Der Fluß wälzte vielen Schlamm, Baumzweige und allerlei von den Bergen Heruntergespültes, denn es hatte viel geregnet. Mir fielen Deine Stanzen ein: »Wie geglüht in hohen Ofens Hitze, Erz sich wälzet langsam gelb und schwer, rollst du ernst und feierlich die Wellen, die das Herz mit tiefer Wehmut schwellen«. — Ach, wärest Du hier! Tiefer wie Du hat niemand Rom begriffen. August bliebe sehr gern noch länger hier. Er hat es empfunden, daß es doch eine Welt der Schönheit ist. Die Trennung wird ihm schwerfallen, schwerer als Adelheid. Gabrielle lebt in ihren Träumen und läßt die Zeit still an sich vorüberrinnen. Carolinen fehlt an ihrer häuslichen Zufriedenheit nichts als Deine Gegenwart, meine Seele, und der kleine Rabe *), den sie ungemein liebt. Goethens zweites Heft »Rhein und Main«« hat die Künstler hier sehr aufgeregt, mehr dünkt mich, wie nötig war, denn er hat ihr Bestes nicht gesehen und so doch eigentlich nur oberflächlich geurteilt. Der einzige sehr Angegriffene darin ist Friedrich Schlegel **) man muß aber sagen nicht mit Unrecht, obgleich freilich die Rüge spät kommt. Ich bin durch die Herz ***) unterbrochen worden, die angekommen und muß schließen. Sie ist in einer Art Rausch, in Rom zu sein, ist wohl und heiter und grüßt. Ewig Deine Li. ——— *) Hermann Humboldt, wohl in Anspielung auf Schillers Räuber »Hermann, mein Rabe«. **) Geb. 1772, † 1829. ***) Henriette Herz, geb. 1764, † 1847, Jugendfreundin Humboldts. Vgl. Bd. I. 14