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[ Band 6 Brief 2: Humboldt an Caroline London, 10. Oktober 1817 ]
tigkeit Angehörendes bei, es ist die reine Wirkung des Wesens auf das Wesen und von einem so unendlichen Gefallen an dem geliebten Gegenstand begleitet, daß man ihn nicht frei genug sich entwickeln, nicht still genug zurücktreten kann, um sich ganz in seinem Anschauen zu verlieren. Dies Gefühl gibt nun aber auch eine Sicherheit, die selbst den Gedanken der Untreue gleichsam zu einem Undinge macht. Mit dem kann nichts verglichen werden, dem kann nichts in den Weg treten. Was sonst gefallen, reizen, anziehen kann, tut es nur, wie alles sonst in Natur und in Kunst, durch die äußere Gestalt oder innere Form der Menschheit, die daran hängt; geht nicht in das Innere dessen, der es genießt, über, sondern tritt viel- mehr in das Bild der Welt zurück; er kann wohl an mancherlei Seiten dadurch reicher, aber nicht sich oder dem, was ihm wahrhaft eigentümlich ist, fremder werden, es spielt durch Sinne, Phantasie und Begehren, aber es wird immer besessen und besitzt nie selbst. So hab ich immer diese Dinge angesehen, und sie haben mein Gemüt nie getrübt. Allein es ist nicht jedem auch so verständlich, und ich habe oft in der Stille Deine Freiheit der Ansicht, Deine Schonung fremder Individualität, Deine unendliche Güte bewundert, daß Du mich immer so verstanden und so getragen hast. Verzeih, daß ich es so sage, aber es lag mir lang auf dem Herzen, Dir darüber zu reden. Hättest Du mich je anders gewünscht, hätte ich es auch leise nur ahnden können, wäre ich es gleich gewesen und dauernd und abwesend wie gegenwärtig. Ich wüßte auf Erden nichts, was ich nicht für Dich täte, und ich könnte nichts in mir dulden, was, wäre es selbst Laune in Dir, die ich nicht billigte, Dein Glück störte. Auch ist die Welt immer reich genug, um, wenn man selbst ganze Reihen von Dingen ausgibt, noch hinlänglich zu füllen und zu beschäftigen. Bloß das eine, das man liebt, kann man nicht aufgeben, ohne selbst unterzugehen. Aber ich kehre zu Deinem Briefe zurück. Es ist mir mit 12