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[ Band 6 Brief 1: Humboldt an Caroline London, 6. Oktober 1817, Brunets Hotel, ]
aber die gehabt haben, die ihn gesehen, ist nicht zu beschreiben. Alle blieben stehen, riefen sich zu, und wo man einen Augenblick hielt, war gleich ein kleiner Haufe. Am erstauntesten waren aber die Gesichter, wenn er nun wieder vorwärts ging. Ich habe hier sehr viele Briefe gefunden und bekommen, unter den anderen auch zwei von Dir, die mich sehr glücklich gemacht haben. Es bekümmert mich sehr, daß die arme Caroline wieder leidet. Es bleibt freilich ein sehr großer Gewinn, den Gesichts- schmerz los zu sein. . . . Prinzessin Luise *) schickt Dir die Inlage. Sie schreibt mir einen allerliebsten Brief, aus dem ich Dir einiges abschreiben muß. Bei Gelegenheit von Carolinens Besserung schreibt sie, daß sie sehr bange bei ihrer Abreise für sie gewesen sei und setzt hinzu: Il est des peines qu’on n’ose s’avouer pour les supporter, et quoiqu’on en dise, j’ai vu ce sentiment dans le fond de Votre coeur, et je crois ne pas me tromper. Sie lobt Deine Beschreibung von Ischia, findet aber die Strohstühle und den Sofamangel in Deinem Palais ganz prinzessinnenartig, ein unübersteigliches Hindernis, die Insel je zu besuchen. Il me parait, sagt sie, qu’il faut un courage fabuleux pour de telles entreprises. Sie muß gar nicht begriffen haben, wie wenig Du Dir aus diesen Dingen machst. Du, holde Seele, sorgst wieder zu wenig für Deine Bequemlichkeit, und auch darum lasse ich Dich sehr ungern allein, weil ich immer überzeugt bin, daß Du bequemer lebst, wenn ich für Dich sorge. An mein Hierhergehen glaubt sie immer noch nicht und lamentiert nur über die Möglichkeit. Von London habe ich Dir noch nichts gesagt, aber was soll man von zwei Tagen sagen? Sie waren wenigstens so sonnig, als sie hier sein können. Wir wohnen jetzt an einem der größten Plätze, ——— *) Fürstin Anton Radziwill, Tochter des Prinzen Ferdinand von Preußen, geb. 1770, † 1836. 7