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[ Band 6 Brief 1: Humboldt an Caroline London, 6. Oktober 1817, Brunets Hotel, ]
kranke bewiesen. Ich hatte nämlich einem einen Platz in meiner Stube eingeräumt und einem Oxforder Studenten, einem hübschen jungen Menschen, den man wohl zum Sohn gehabt hätte, der ungeheuer brach und doch immer oben sitzen blieb, gab ich Bülows Mantel, da dieser im Bett lag, und hielt ihm, wenn es regnete, seinen Regenschirm über uns beide, indem er den Kopf an mich anlegte. Wir gewannen so beide, und er war ungemein dankbar. Nach 11 ging ich zu Bett und schlief recht gut, und beim Auf- wachen um sechs waren wir im Angesicht des Hafens. Es war die Nacht zwar starker Wind, das Schiff bewegte sich sehr, und es war über einem ein schrecklicher Tumult der Leute, die an den Segeln arbeiteten, aber es ging glücklich und schnell. In 22 Stunden waren wir am Lande. Der Kapitän war ein nicht mehr junger, aber schöner, artiger und höflicher Mann, er kannte den alten Jacobi *) genau, und wie er hörte, daß Du doch auch nach England kommen würdest, ver- sicherte er, daß er Dich überfahren müsse, und daß er dann niemand sonst in das Schiff nehmen wolle. Das möchte aber eine teure Partie werden, denn wohlfeil war er allerdings nicht. Ich habe, da ich eine eigene Stube hatte, mit Trinkgeld 42 Pfund Sterling geben müssen. Dies zahlt freilich der König. Überhaupt ist das Reisen hier lächerlich teuer. Ich hatte acht Pferde für meine beiden Wagen und die letzte Station, die noch nicht von drei deutschen Meilen ist, hat mich an sieben Pfund gekostet. Da mein gelber Wagen, eine höchst wunderbare Figur bildet, so hatte ich gesucht, bei frühem Morgen nach London zu kommen, und glücklicherweise war es noch außerdem ein Sonntag, wo hier wenig Leute auf der Straße sind. Das Wundern, was ——— *) Entweder v. Jacobi-Klöst, geb. 1744, der Gesandter in England ge- wesen, oder der Philosoph Friedrich Heinrich Jacobi, geb. 1743, † 1819, der 1785 in England war. 6