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[ Band 6 Brief 1: Humboldt an Caroline London, 6. Oktober 1817, Brunets Hotel, ]
ich Dich tausendmal an meine Seite gewünscht habe. Du wärest gewiß auch nicht krank gewesen, und es würde Dir unendlich gefallen haben. Ich habe übrigens getan, was ich immer zu Hause tue, vor dem Mittagessen nichts genommen, mit vielem Appetit gegessen, Kaffee und Tee getrunken und am Ende noch Brot und Käse gegessen. Bei der letzten Operation waren nur noch der Kapitän und ich übrig, beim Mittagessen waren noch drei Personen mehr, die es aber auch nicht zum Roastbeef brachten. Man mußte hierzu wirklich einige harte Eingeweide haben, denn wir aßen in der gemeinschaftlichen Stube, wo rundherum alles von Leuten in und außer den Betten lag, die sich übergaben, und der Aufwärter trug sehr oft, wie Leben und Tod, zugleich was man erst zu sich nehmen sollte, und was nun schon zu oft zu sich genommen worden war, in seinen Händen. Dabei wackelte der Tisch so, daß, um die Suppe aufzusetzen, man erst den rechten Windstoß abwarten mußte. Ich habe es aber bis zum Ende aus- gehalten und noch vorgelegt. Eine der Damen hat mir am andern Tag sehr hübsch erzählt, daß sie sich ordentlich geärgert habe, wie sie gehört, daß ich am Abend noch Käse gefordert hätte, und Friedrich teilte die gleichen Gesinnungen, denn er hat, da er zu Bülow einmal heruntergekommen ist, in den Bart gebrummt: Was der Minister für eine Natur hat, weiß Gott! Mich hat es indes sehr gefreut, ich wäre um alles schöne Meeresschauspiel gekommen, und es ist das höchste, was einem die Natur gewähren kann, körperliche Kraft und inneren Sinn, sie zu genießen und zu bewundern. Bülow hat mir sehr leid getan, aber die Jugend ist gar nicht mehr stark. Ich habe dem Kapitän erzählt, daß weder Alexander noch Du je seekrank würden, was den Glanz unserer Familie sehr bei ihm zu heben schien. Heute steht auch schon meine Geschichte im Times gedruckt, daß ich nicht seekrank gewesen und mich sehr gütig gegen alle See- 5