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[ Band 5 Brief 183: Humboldt an Caroline Frankfurt, 4. September 1817 ]
ich zweifle, daß das der Fall sein wird. Daß ich jetzt, wo viele Leute glauben, daß ichs etwas anderes suche, als man mir bestimmt, und wo der Kanzler verhindert wird, ihn zu sprechen, vermeide, das Ansehen zu haben, ihn aufzusuchen, wirst auch Du für ver- nünftig halten. Überhaupt bin ich mein ganzes Leben hindurch immer so auf dem Scheidewege zwischen einer öffentlichen und Privattätigkeit gewesen, daß ich jetzt, wo, wenn ich in die erste aufs neue bedeutender geworfen werde, die Lage nur zu sehr großer Verantwortung und zu etwas, mit dem man stehen oder fallen muß, führen kann, schlechterdings nichts selbst herbeiführen, sondern die Dinge sich ganz frei entwickeln lassen will. Ich tue das nicht aus einer Art Furchtsamkeit; ich kann mit Wahrheit sagen, daß vielleicht niemand auf Erden so frei, so ohne alle eigene Rücksicht, so auf jedes Schicksal gefaßt dasteht als ich, und daß gegen Menschen und Sachen niemand so dreist austreten würde, allein es gibt Zeit- punkte wo man die Umstände walten lassen muß, und ein solcher ist der jetzige. Bin ich der, den sie fordern, so werde ich an den rechten Fleck kommen, und sperrte ich mich auch ganz eigentlich dagegen; und ich werde wenigstens sicher sein, nicht hineinzugeraten, wo ich nur halb verlangt würde und halb mich selbst einmischte. Es ist aber wunderbar, wie eine Menge und ganz verschiedener Leute dazu wirken und tätig sind, jeder aus seiner eigenen Ursach. So kam vorgestern Pappenheim in einer Art Exaltation hier durch. Er war eben in den Rheinprovinzen gewesen, er versicherte, es sei schlechterdings und unumgänglich nötig, daß ich bliebe und mit dem Staatskanzler arbeitete. Er wollte gleich nach Pyrmont gehen und daran arbeiten. Auch ist er gestern wirklich abgereist. Der Erfolg wird Null sein, allein es wird Dir beweisen, wie es in den Köpfen herumgeht. 389