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[ Band 5 Brief 184: Humboldt an Caroline Frankfurt, 7. September 1817 ]
184. Humboldt an Caroline Frankfurt, 7. September 1817 Ich habe mich gestern auf die entsetzlichste Weise, über die ich selbst habe hernach lachen müssen, dahin bringen lassen, zehn Carolinen zu verleihen, liebe Li. Stell Dir vor, gestern morgen läßt sich Frau v. Kalb *) melden und ist schon im Hause. Denke Dir meinen Schrecken! Aber sie hatte dem Jäger ausdrücklich zweimal nachgeschrieen, sie hätte mich notwendig zu sprechen, und ich bin, wie Du weißt, im Annehmen groß. Ich setzte mich also ihr gegenüber, sie fing an, ihre alte Salzgeschichte zu erzählen, und hatte einen Arbeitsbeutel vor sich, von dem ich gar nicht einsah, was er Gefährliches in sich enthielt. Sie setzte mir nun breit auseinander, wie, vorzüglich durch den Prinz Solms, der in Paris war, ihre Sache dort vortrefflich ginge und so gut als gewonnen sei. Ich war heilfroh, sagte immer Ja zu allem, bewunderte alles und dachte, der Strom der Rede würde so ab- fließen und sie dann gehen. Aber weit gefehlt! Dies, sagte sie plötzlich, ist nun gut, aber jetzt ist eine andere Sache. Ich habe, — das erzählte sie nun mit tausend Umschweifen — ein Gedicht gemacht, und nun kam, wie dies Gedicht gedruckt werden sollte, wie Prinz Christian in Darmstadt Geld zum Druck gäbe, wie ihr aber noch zehn Louisdor fehlten. Indem sie dies sagte, griff sie nach dem Strickbeutel, und ich entdeckte, daß darin wirklich das leibhaftige Manuskript lag. Ich nahm mir gleich vor, es lieber aufs Äußerste ankommen zu lassen, als nur einen Vers anzuhören, wie sie also nun schon die Blätter auseinandermachte, und ich die Gefahr ganz unmittelbar drohen sah, sagte ich hastig, ob sie gleich gar nichts von Vorlesen erwähnt hatte, mit einer vortrefflichen ——— *) Charlotte v. Kalb, geb. Marschalk v. Ostheim, geb. 1761, † 1843, Schillers Freundin. Verarmt durch Kohlen- und Salinenspekulationen ihres Schwagers. Beschloß ihr Leben im Königlichen Schloß zu Berlin bei ihrer Tochter Edda, Hofdame der Prinzessin Wilhelm. 390