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[ Band 5 Brief 176: Caroline an Humboldt Lacco, 8. August 1817 ]
aussicht kupiert, er ist kegelförmig, und an seiner linken Seite tritt das Meer in seine Bucht. Zu dieser Meeresbucht, die nur wenige Schritte vom Hause ist und in der August sich täglich badet, gehen wir oft. Wir fanden letzt im Meeressande eine Unzahl weißer wilder Lilien am Ufer. Eine alte Sage geht auf der Insel, daß da, wo die Lilien am Ufer blühen, der Leichnam der heiligen Restituita gefunden ward, die Schutzpatronin der Insel ist und dem stärkendsten Wasser ihren Namen beigelegt hat. Man habe, sagt man, die Lilien in die Fruchtgärten verpflanzen wollen, allein sie kommen nur in dem Sande des Meeres und an der Stelle fort. Caroline wird am Montag, den 11., mit allen Bädern fertig und hat dann 28 genommen. Die Gesichtsschmerzen sind wirklich wie weggehaucht. . . . Den Winter bleibe ich, nun ich nicht mit Dir sein kann, gewiß in Rom. Ich bin das Carolinen schuldig. Der jähe Übergang in ein kaltes Klima, besonders die in November und Dezember fallende Reise, könnte ihr fürchterlich schaden und alles wieder zerstören. Sonntag abend, den 10. Ich bin gestern abend glücklich von meiner etwas fatiganten Tour zurückgekommen. Es würde mir sehr leid gewesen sein, den Epomeo nicht bestiegen zu haben, und nun ich oben war, sehe ich, daß man die Insel gar eigentlich nicht kennt, wenn man nicht oben war. Erst war einiger Nebel zwischen uns und der Gegend, die weißen Wölkchen schwebten auf der dunkelblauen Meerflut, es war, als ob man sich auf den Rücken legt und über sich in den Himmel schaut. Dann sanken die Wolken, und alle Inseln, die fernen Küsten, die Kette der Berge und die paradiesische Gegend nach Neapel hin wurden sichtbar. Wie habe ich Deiner gedacht! Wie hättest Du den wirklich einzigen Anblick mit mir genossen! So wunderbar schimmern die Inseln im Meer, das Land scheint nur so hergegeben, gleichsam aus Gunst des mächtigen 374