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[ Band 5 Brief 175: Humboldt an Caroline Breslau, 8. August 1817 ]
poetisch leben. Habe mich nur lieb, mein inniggeliebtes Leben, dann kommt man über alles hinaus. Was die Welt ohne das wäre, daß man sich lieb hat, ist gar nicht mit Gedanken auszu- messen. Ich bin ewig und unablässig bei Dir. Umarme alle, Ewig Dein. 176. Caroline an Humboldt Lacco, 8. August 1817 Meine Seele! Heute morgen, wie ich um 6 Uhr aufstand, empfingen mich Deine süßen, lieben Briefe vom 11. und 14. Julius. Morgen will ich mit August die große Tour auf den Epomeo machen, ich werde Dir noch Sonntag davon schreiben, denn der Brief kann erst Montag nach Neapel kommen. Die Mädchen nehme ich nicht mit. Du schreibst, Du seist begierig, von meinem Aufenthalt in Ischia zu hören. Ach, meine teuerste Seele, wie gemacht wäre er für Dich. Heiterer Himmel, bedeutende Wärme, wenig Schatten, also Sonne aus der ersten Hand, herrliche und großartige Gegend, schönes Meer, gar keine Gesellschaft, denn ein jeder besinnt sich, Visiten auf Eseln zu machen, tiefe Stille, am Hause schöne Terrassen, einen Weingarten, Nachts einen von Mil- lionen Sternen erglänzenden Himmel, das alles wüßtest Du zu schätzen wie wenige. Die Milchstraße glänzt wie ein Strom reinen Lichts. Ich habe einen sehr großen Salon, der Fenster, vielmehr Glastüren nach Mitternacht, Abend und Morgen hat. Nach Abend und Morgen sind schöne Terrassen. Da treten wir oft heraus, August liebt auch sehr die Nacht, und wir ergötzen uns an der tiefen Stille und an der balsamischen warmen Nachtluft und den Sternen. Nach Mitternacht hin liegt ein Berg, der die Meeres- 373