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[   Band 5 Brief 163:    Humboldt an Caroline    Berlin, 27. Junius 1817   ]


Staatskanzler. So bleibt mir kaum ein Augenblick übrig, und ich
muß Dich im voraus bitten zu verzeihen, wenn ich heute unge-
wöhnlich kurz bin. Du weißt, wie gern ich Dir sonst schreibe.
Ich hatte den Plan, den heutigen Tag allein in Tegel zuzubringen,
allein es war unmöglich ihn auszuführen. Ja, liebes, teures Herz,
er ist mir der liebste und schönste im Jahr. Ich kann Dir gar
nicht danken für das, was Du mir seit diesem Tage gegeben hast,
aber ich habe mit doppelter Inbrunst Deinen lieben, lieben Namen
und die Züge der treuen Hand in der Bibel geküßt und mit dop-
pelter Sehnsucht Dein Bild angesehen. Wieviel gäbe ich darum,
wenn ich Deine liebe, liebe Hand nur einmal wieder an meine
Lippen drücken könnte!


164. Humboldt an Caroline                    Berlin, 3. Julius 1817

Ich habe seit meinem letzten Briefe, liebe Li, in einer son-
derbaren Bewegung und unaufhörlichem Treiben zuge-
bracht, von dem ich Dir doch kurz einige Worte sagen
muß. Es kam jetzt die Arbeit meiner Kommission vor den Staats-
rat, und ich mußte im Staatsrat den Vortrag halten. Dies er-
forderte eine sorgfältige und zum Teil schwierige Vorbereitung. Es
trat aber noch ein Zwischenpunkt ein, der noch lästiger war. Der
Finanzminister hatte gegen unser auch gedrucktes Gutachten Be-
merkungen drucken lassen, die für die Kommission wirklich beleidigend
waren. Es entstand darüber großer Lärm, die Oberpräsidenten
hielten eine eigene Versammlung, indes taten sie nichts, sondern
sahen auf mich. Ich konnte die Sache nicht sitzen lassen und mußte
in der Versammlung darüber reden. Das mußte zugleich mit
Nachdruck und Vorsicht geschehen. Gestern war der Tag. Ich
redete erst eine gute Stunde ruhig über die Sache, dann über
diesen Vorfall, und der Schlag gelang vollkommen.

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