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[ Band 5 Brief 164: Humboldt an Caroline Berlin, 3. Julius 1817 ]
Einige, weil es immer solche gibt, fanden was ich sagte zu stark, allein Beyme, der unter diesen war, sagte mir noch heute, ich hätte so gemessen gesprochen, daß man kein einziges Wort habe angreifen können, das werde mir niemand nachtun. Der Beifall bei den anderen, und es war wohl die Mehrzahl, war dagegen ungemein, und ich habe ungemein durch diese Sache gewonnen. Dennoch war sie mir unangenehm, weil so etwas immer widrig ist. Der Vortrag über den Gegenstand hat auch viel Sensation gemacht. Man war ohne Ausnahme damit zufrieden. Heute war wieder Staatsrat und alles merkwürdig höflich und artig. Der Staatskanzler hat sich bei jenem Vorfall trefflich und wahrhaft edel genommen. So unangenehm es ihm war, ist es auch heimlich gegen mich, nicht über seine Lippen gekommen, daß ich zu weit gegangen sei. Auch vorher, da ich ihm davon sagte, hat er mich nicht einen Augenblick abgehalten. Aber die beiden Staatsrats- tage, bei denen ihm sein Gehör ein sehr unangenehmes Hindernis ist, haben den armen Mann entsetzlich mitgenommen. In zehn Tagen spätestens, hoffe ich, wird er gehen können. Zu- gleich hat ihn die Hochzeit der Adelheid angegriffen. Ich schrieb Dir, denke ich, daß sie den Fürsten Carolath geheiratet, und Vater und Mutter sich geschieden haben. Scheidung und Ehe fielen nur einen Tag auseinander. Die Mutter macht nun schon in sechs Monaten ihre neue Ehe. Ich war nicht bei der Hochzeit, weil die Mutter die Einladungen gemacht hatte, aber am Tage darauf, demselben, wo ich die Szene haben mußte, war das Hochzeitsdiner beim Kanzler, dem ich beiwohnte. Wohl 60 Personen. Ich bin sehr ritterlich gewesen, denn ich habe die Frau meines Gegners geführt. Auf der anderen Seite saß ich bei der Bernstorff, die auch mit dem Staatskanzler verwandt ist, und die schöner als je ist. Sie grüßt Dich sehr. Sie findet, daß sie zu stark wird, doch noch ist sie es nicht. 347