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[ Band 5 Brief 163: Humboldt an Caroline Berlin, 27. Junius 1817 ]
163. Humboldt an Caroline Berlin, 27. Junius 1817 Ich bin auf einmal sehr reich geworden, teure Li, da ich vorgestern zwei lange Briefe von Dir vom 3. und 7. bekommen habe. Ich habe sie viele Male gelesen und kann Dir gar nicht beschreiben, wie sie mich glücklich gemacht haben. Ich habe mich ganz in Dein Leben und Deine Empfindungen ver- setzen können, und bei jeder Zeile hat mich eine unendliche Sehnsucht nach Dir und dem himmlischen Orte ergriffen. Gleich den ersten Abend also bist Du nach der Pyramide gefahren, ich konnte es mir wohl denken, daß Du keine Nacht zubringen würdest, ohne die lieben Kleinen zu besuchen. Bei Mondenschein ist der Ort doppelt schön — es wird immer der Ort bleiben, an den sich die Erinnerung unserer tiefsten Schmerzen heftet. Du hast sehr recht, daß wir ohne Zweifel in Rom trotz aller angeblichen Teuerung leben könnten, und glaube mir auch, daß dieser Gedanke mir immer nahe liegt. Man muß nur nicht gewalt- sam abreißen, das ist uns beiden nicht eigen, aber von innen aus reifen die Dinge, und dann gestalten sie sich leicht. Mit dem Staatskanzler bin ich immer auf dem alten Fuß, er hat sehr viel Freundschaft für mich wie sonst und bleibt sich darin wirklich auf eine recht liebenswürdige Weise gleich. 29. Junius Es schmerzt mich unendlich, liebe teure Li, daß unser Hoch- zeitstag in diesem Jahr für mich in eine Zeit fällt, wo wir nicht allein getrennt sind, sondern auch alle Stunden mir durch Geschäfte zerrissen sind. Die Versammlungen des Staatsrats gehen morgen an, und sobald es an die Steuerangelegenheit kommt, wird die Sache sehr stürmisch werden. Ich bin aber gerade der, welcher sprechen muß, und in einer mir an sich fremden Angelegenheit erfordert es mancherlei Vorbereitung, auch Verabredungen mit dem 345