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[   Band 5 Brief 159:    Humboldt an Caroline    Berlin, 17. Junius 1817   ]


159. Humboldt an Caroline                 Berlin, 17. Junius 1817

Ich muß Dich tausendmal um Verzeihung bitten, teure Li,
auch heute sehr eilig zu sein. Da die beiden Kommissionen
nun zu Ende gehen, so machen mir die Berichte unge-
heuer viel zu tun, und ich habe gestern den ganzen Tag bis 2 Uhr
die Nacht an meinem Schreibtisch gesessen. Es kommt nun die
Zeit der eigentlichen Debatten, und da ich einmal hier auf diese
Weise gebraucht worden bin, so muß ich auch alles tun, um
wenigstens bei den Unparteiischen das nötige Vertrauen zu be-
halten. Wie die Dinge enden werden, scheint mir noch immer
problematisch.
Da sich darüber doch nichts Ernsthaftes mit Sicherheit
sagen läßt, so muß ich Dir doch eine spaßhafte Anekdote er-
zählen. Die Laroche hat einen Schneider, der beständig sich
mit Politik beschäftigt. Dieser hat neulich große Klagen
über den Zustand von ganz Europa geführt und ist endlich auch
auf den Bundestag gekommen. Von diesem hat er auch nicht
große Stücke gehalten und endlich gesagt: »Mit dem Bundestag
ist’s auch nichts, der ist ganz changeant, ich habe das gleich vorher
gemerkt, weil der Minister Humboldt sich mit so vieler Politesse
davon gemacht hat. Hätte der geglaubt, das was daraus werden
könnte, so wäre er wohl geblieben.« Du siehst daraus, was man
in den Tabagien für Gespräche führt. Es ist aber immer lustig,
so dazu zu kommen zu hören, wie es ist.
Kunth ist heute verreist, und die Dame geht allein mit den
Kindern nach Tegel zurück. Die Freundschaft zwischen mir und
ihnen ist au comble . . .
. . . Darum bin ich immer so für die Heiraten im gleichen Alter.
Es ist unendlich hübscher, wenn die Frau erst allein wird, was
sie so werden kann, und alsdann das Gleichgesinnte frei und

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