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[   Band 5 Brief 151:    Caroline an Humboldt     Rom, 3. Junius 1817   ]


150. Caroline an Humboldt                        Rom, 31. Mai 1817
                                                      um 1/2 5 Uhr

Vor einer Stunde bin ich angekommen, meine einziggeliebte
Seele, und da noch Zeit ist, um Dir einige Zeilen mit
der heut abgehenden Post zu senden, so tue ich es, ach!
mit einem Herzen, mit einer Empfindung, daß ich’s nicht sagen
kann. Unsere Reise war glücklich, obgleich Caroline sehr schlimme
Tage hatte, ganz unerträgliche Gesichtsschmerzen, dennoch überwand
auch in ihr der Gedanke, nach Rom zu kommen, vieles. Ich wohne
beim alten Baron und habe drei schöne Stuben, die ehemals der
alte Graf Tomati bewohnte. Ich schreibe Dir dies an meinem
alten Bureau, da der alte gute Baron die paar Möbel, die ich noch
hatte, zu sich genommen hat, Du kannst denken, wie mir das alles
vorkommt. Aber vor allem die Aussicht aus den Fenstern. Ach,
wenn Du da wärst, wie würde mir sein, kein Wunsch bliebe mir,
glaube ich, übrig. 
Ich muß hier abbrechen, lebe wohl, meine geliebte Seele.
Dies nur heut, damit Du wissest, ich sei glücklich mit allen Kindern
angekommen.  Ewig Dein.


151. Caroline an Humboldt                       Rom, 3. Junius 1817

Geliebtes Herz, teure, liebe Seele! Ich bin, und auch die
Kinder, nun ziemlich ausgeruht von der Reise und alle
in einem nicht zu beschreibenden Genuß des herrlichen
Rom, das uns umgibt. Sonnabend, den 31., nachdem ich Dir
geschrieben, gegessen und das Notwendigste besorgt hatte, fuhren
wir noch nach dem Kapitol. August hatte proprio una smania *)
diesen Ort, die Statue des Marc-Aurel zu sehen und einen Blick

———
*) Ordentlich eine Leidenschaft.

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