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[   Band 5 Brief 139:    Humboldt an Caroline    Berlin, 17. April 1817   ]


weil ich nicht über den Jordan kommen könnte. Es ist wirklich
sehr gut.
Lebe wohl, innigst wohl, teures, herzlich geliebtes Wesen. Es
ist der erste Brief nach unserer Trennung. Wann werde ich den
letzten schreiben? Umarme alle, die Dich begleiten. Ewig Dein.


140. Caroline an Humboldt                Burgörner, 18. April 1815

Ich bin gestern abend um 5 Uhr glücklich hier angekommen,
geliebtes Herz. Ich kann und mag Dir gar nicht sagen,
wie weh mir der Abschied von Dir, mein teurer lieber
Wilhelm, getan hat. Ich bin wohl nie gern von Dir gegangen,
doch war es mir diesmal noch ganz eigen bitter. Deine Liebe,
Deine gleich stete Zartheit und Sorgfalt für mich, wie sollte ich
sie nicht auf ewig in meiner Seele tragen? Die letztverflossenen
acht bis neun Monate sind für mich so schön, so harmonisch, so einzig
süß vergangen, daß man kaum weiß, was man dem Schicksal noch
für eine Gunst aberflehen soll. Carolinens wiederkehrende Gesund-
heit, des armen Theodor ernstliches Wenden zu einfachen und er-
freulichen Gesinnungen, das bleibt mir zu wünschen übrig. Ich
sage des armen Theodor, denn wirklich kommt er mir in dieser
Verschrobenheit rein unglücklich vor, und das Herz zergeht mir in
Wehmut, wenn ich denke und denken muß, daß selbst solche treue
Liebe wie Mutterliebe das Unwahre und Verkehrte nicht von ihm
abnehmen und ihn dem wirklich heitren Leben, dem er durch Alter
und Verhältnisse entgegengeht, zurückgeben kann. . . .
Lebe wohl! Allen Freunden tausend Schönes, allen, Larochens
vorzüglich. Ewig Deine treue Caroline.

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