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[   Band 5 Brief 128:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 2. Julius 1816   ]


und nicht leicht zu Behandelndes. Lies erst Colombs Brief.
Wäre Theodor vier, fünf Jahre älter, würde ich die Sache sehr
leicht nehmen, ich hätte nichts dagegen, daß er auch früh heiratete.
Wie aber Theodor jetzt ist, ist das Heiraten doch eine reine Un-
möglichkeit. Nun kann man zwar lange versprochen sein, allein
das kommt dann sehr auf den Ernst des Charakters an. Bei
Theodor haben wir beim lange Versprochenbleiben immer zu
fürchten, daß er sein Wort hernach ungern erfüllt, und es eine
elende Heirat wird, aber noch viel mehr, daß die Ungeduld ihn zu
Schritten gegen unseren Willen verleitet. Was mir mißfällt, ist,
daß er sich förmlich verlobt haben soll *). . . .
Eine Sache ist noch zu ergründen: das Alter. Wenn sie
älter oder doch gleichalt mit Theodor ist, ist es schlimm. Die
Armut fürchte ich weniger. Bloß Gabrielen möchte ich nur einem
steinreichen Mann geben. Es gehörte zu ihrem Sein, dünkt mich,
und sie würde sich vortrefflich darin ausnehmen. Sie hat etwas
Poetisches und Feenhaftes und müßte also auch wie in den Tausend
und eine Nacht mit allen Steinen umgeben sein. Der Minister
und das Gerücht unseres Reichtums schadet uns in dieser Sache
gewiß viel. Das reizt die Familie. Das Schrecklichste würde mir
sein, wenn Theodor mit der jungen Person nicht gut umginge.
Jetzt ist Haenlein **) gekommen. Zu meinem Erstaunen sehe
ich, daß ganz neue Plane für den Bundestag in seinen Händen
liegen, daß man eigentlich eine neue Schöpfung machen will, daß
dies auf eine Weise begonnen wird, wo man es keinem recht
machen wird, daß es am Ende etwas ist, das den Geschicktesten
und Gewandtesten in die größte Verlegenheit setzen könnte, und
das soll durchgesetzt werden durch ein Werkzeug wie Haenlein.

———
*) Theodor hatte sich neunzehnjährig mit Mathilde v. Heineken,
geb. 1800, † 1882, verlobt.
**) Bisher Gesandter in Kassel, zum Bundestagsgesandten ernannt.

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