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[   Band 5 Brief 119:    Caroline an Humboldt     Karlsbad, 14. Juni 1816   ]


Frau, kurz eine Menge Berliner. Für den König ist das schönste
Haus auf der Wiese genommen und drei andere dazu. Die Elise
Recke *) ist auch hier und die Herzogin, ihre Schwester.
Ich habe sehr lachen müssen, in Deinem Briefe vom
31. Ilgens Wehklagen über die Turnübungen zu finden. In
meinem letzten Brief aus Hof wirst Du gelesen haben, was ich
Dir darüber schrieb. Im Grunde hat Ilgen recht, daß eine solche
Anstalt wie das Turnen notwendig die ganze Einrichtung einer Schule,
wie Pforta ist, ändern muß, nur hat er auch wieder Unrecht,
nicht erkennen zu wollen, daß die Jungens, die jetzt zu Männern
heranreifen, notwendig eine andere Bildung bekommen müssen, wie
die, mit denen er selbst groß geworden ist. Ich glaube, ich habe
ihn, ich will nicht sagen durchaus zum Turnen bekehrt, doch eine
andere und ernstere Ansicht darüber gegeben. Von der Ilgen lege
ich ein paar Zeilen bei, aus denen Du entnehmen wirst, wie liebens-
würdig ich in Pforta gewesen sein muß, da Ilgen alle Grillen
vergangen sein sollen. Ich war, ich kann’s nicht leugnen, sehr be-
wegt von der Freundlichkeit der Aufnahme, von dem Angedenken
früherer Jahre, von dem meines unvergeßlichen, lieben, seligen
Wilhelms. Das Wort selig ist doch ein recht schönes, recht tiefbe-
deutungsvolles Wort für die Toten.


120. Humboldt an Caroline                   Frankfurt, 14. Junius 1816

Ich wurde durch einen Brief Schenkendorfs **) gestört, der
mir vier Gedichte auf den Tod der Kaiserin von Öster-
reich schickt, die nach dem Eindruck, wie ich sie eben
gelesen, das Schönste und Rührendste sind, was mir lange vor-

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*) Elisa v. d. Recke, geb. Gräfin Medem, geb. 1754, † 1833; Schwester
der Herzogin Biron von Kurland.
**) Max v. Schenkendorf, geb. 1783, † 1817.

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