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[ Band 5 Brief 114: Humboldt an Caroline Frankfurt, 28. Mai 1816 ]
Zur Cüstine komme ich nur alle drei, vier Tage den Abend einmal, sonst bin ich immer zu Hause. Ich tue es nicht gerade mehr zu arbeiten, denn am Ende tut man weniger, wenn man viel Zeit hat, und mehr im Gedränge, aber die Gesellschaft ist mir in den Tod zuwider. Ich habe nicht gerade Langeweile mit den Menschen, aber es läßt mich zu unendlich leer, unter ihnen zu sein, daß immer ein Entschluß vorher dazu gehört, und ein unangenehmes Gefühl nachher eintritt. In Paris werde ich mich indes doch wieder daran gewöhnen müssen. Es wird mir aber auch sauer genug werden. Morgen kannst Du mich auch bedauern. Ich gehe nach Wilhelms- bad, wo der Kurfürst von Hessen *) ist. Es wird ein langweiliges Mittagessen sein. Er treibt ein entsetzliches Wesen unaufhörlich mit den Zöpfen. Wo er reist, wachsen sie unter seinen Tritten. Lebe wohl, innigst liebe Seele. 115. Humboldt an Caroline Frankfurt, 31. Mai 1816 ... Ich habe gestern einen himmlischen Brief von Ilgen be- kommen. Er ist nunmehr wegen des Adels getröstet, da Nicolovius gemacht hat, daß ihm der Minister eine Art Entschuldigung darüber geschrieben hat. Allein es ist nun ein neues Unglück über ihn hereingebrochen. Der Tanzmeister der Schulpforta ist auf einmal der Menuetts überdrüssig geworden und will klettern und springen. Er hat an das Departement in Berlin geschrieben, um eine Turnübung bei der Schule anzulegen, und das Departement hat es bestätigt. Nun solltest Du Ilgen hören, es ist wie wenn eine Pute um den Teich geht, auf dem die aus- ——— *) Wilhelm I. geb. 1743, † 1821, seit 1803 Kurfürst von Hessen, 1806 von den Franzosen vertrieben, zog 1813 wieder ein. 255