< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 5 Brief 111:    Caroline an Humboldt     Burgörner, 24. Mai 1816   ]


sammen. Er sagte, er werde den 15. in Karlsbad eintreffen, drei
Wochen bleiben und dann nach Dobberan gehen. Er nimmt seine
Frau und Koreff mit. Letzteres ist mir wegen Caroline ungemein
lieb. Caroline ist leidlich wohl auf der Herreise gewesen, ich
magnetisiere sie, und mit der unausgesetztesten Aufmerksamkeit erhalte
ich ihr das Gemüt heiter. Den zweiten Tag, abends, erreichten
wir Adelheid in Dessau, wir aßen zusammen zur Nacht und machten
den übrigen Weg zusammen. In Cöthen fanden wir den Amtmann
Bothe und Burgörnersche Pferde.
Burgörner hat uns sehr freundlich empfangen, warmes Wetter,
Sonnenschein, und das erste reizende Grün des Frühlings. Allein
die Winterernte steht schlecht . . .
Bothe jammert, die Bauern von Siersleben kommen ein
um Remission des Zehnten. Wie dies alles noch werden wird,
sehe ich noch nicht klar ein, ich erwarte Dunkern, um mich
in diesem Labyrinth zu finden. Was mich auf eine sehr un-
angenehme Weise frappiert hat, ist die sichtbare Degradation des
Wohnhauses, ich sehe ab, daß notwendig etwas daran geschehen
muß, und es geht mir sehr durch den Kopf, daß ich nicht einmal
lang genug hierbleibe, um Rücksprache mit einem Sachverständigen
zu nehmen. . . .
Weihe *) greift immer mehr um sich im Ankauf von Bauer-
acker. Er hat die Bauern während seiner langjährigen Pacht-
jahre, wie natürlich, oft in Brodkorn unterstützt, hat außerdem
Dienstgelder von ihnen zu empfangen. Kleine Summen, als Rück-
zahlungen gerechnet, hat er nie angenommen, eher wenn ihm einer
10 oder 15 Taler schuldig gewesen, ihm noch 10 oder 15 dazu-
gegeben, so daß es ein namhaftes kleines Kapital geworden.
Soviel können die meisten nun nicht bezahlen und veräußern nun
ihre Äcker, weil er sie drängt. Da dies mir aber aus den Unter-

———
*) Der Pächter.

                                                                       251