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[ Band 5 Brief 104: Humboldt an Caroline Frankfurt, 30. April 1816 ]
sollte es kaufen. Man könnte Caroline da etablieren. Sie wäre so das Band zwischen der doppelten Heimat und machte den Norden milde, wie sonst die christlichen Prinzessinnen *). Die Schlegel **) ist auch gekommen. Sie war bei mir und sehr lieb. Alle Welt bewundert jetzt meine Wohnung. Grün und Blüten, rundherum. Apropos bei Briefen. Nächstens schicke ich Dir die vielen der Cüstine. Bülow, der ungeheuer taquin ist, hat heute Flemmingen bei Tisch vorgehalten, daß er einhundertundfünfzig Billetts der Cüstine hat, und Boisdeslandes meint, es wären eher mehr als weniger! Du schreibst: Hermann küßt mir tausendmal die Hände. Die Kinder unterschreiben sich immer: Deine gehorsame Tochter, Du hast auch einmal von befehlen geschrieben. Alle die Ehrfurcht! Sonst gingt Ihr gar nicht so vornehm mit mir um, das ist bloß seitdem Schleiermacher die Adel getraut hat. Ich denke aber, mit der Gegenwart wird es sich geben. Da werde ich Dir die lieben Hände küssen, und Du wirst befehlen, und Gabriele wird sich oft über mich mokieren, wie sie immer tut. Bülow neckt Flemmingen den ganzen ausgeschlagenen Tag, dennoch sind beide ewig zu- sammen. Lebe wohl, mein ewig teures, bestes Herz, es ist fast 2 Uhr, ich küsse noch Dein Bild wie alle Abend und alle Morgen und gehe dann zu Bett. Umarme die Kinder. Ewig Dein H. ——— *) Es bewarb sich zu dieser Zeit ein schwedischer Diplomat um Carolinens Hand. **) Dorothea, Tochter Moses Mendelssohns, geb. 1763, † 1839, in erster Ehe verm. mit Simon Veit, in zweiter Ehe mit Friedrich v. Schlegel. Vgl. Bd. I. 238