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[ Band 5 Brief 95: Humboldt an Caroline Frankfurt, 26. März 1816 ]
über Gneisenau geäußert: ein Korporal habe einen Prinzen ver- drängt. Stein glaubte an die Dummheit nicht, allein gesagt hat er sie so. Was dazu Veranlassung gegeben haben kann, weiß ich nicht. Du hast sicherlich nicht darüber so gesprochen, sondern es ist eine reine Erfindung. Das nächstemal, daß Du mir durch einen Kurier schreibst, sage mir, was Du davon denkst. Ich werde dann Gneisenau mit zwei Worten, auch nicht durch die Post, sagen, daß alles erdichtet ist. Hältst Du es für gut und bist Du auf dem Fuß mit Gneisenau, daß dies paßlich ist, so schreibe ihm zwei Worte und schicke sie mir. Laß Dich übrigens die Sache nicht kümmern. Man erzählt gewiß auch von mir vieles. Gneisenau war, was auch Stein, wo ich mit ihm aß, fand, sehr still und milde hier. Gruner hat ihm vermutlich erzählt, was gegen ihn in Berlin, wie man hier behauptet, gesprochen wird. Mich würde so etwas nicht rühren. Aber er ist eine andere Natur und hängt an der Meinung. Mit mir war er sehr gut und sagte mehrere Male, ich müsse nach Berlin ins Ministerium kommen, allein da wäre ich an der rechten Stelle. Der Kanzler hat Gneisenau keine Zeile geschrieben, seit er in Berlin ist. Mir mit dem heutigen Kurier auch nicht. Es ist das erstemal, daß er es unterläßt. Die Ilgen hat mich, liebes Kind, in diesen Tagen fast toll gemacht. Sie ist geadelt mit ihrem Mann, oder bildet es sich ein, aber das versichere ich Dir, der Verstand geht dem kleinen Dinge um darüber. Ich las vor einiger Zeit in der Zeitung, daß ein v. Ilgen Schulrat in Magdeburg geworden sei. Es fiel mir zwar auf, aber ich hielt es für einen Menschen, der zufällig den- selben Namen führt. Bald darauf sah ich aus einem Brief der Ilgen, daß die Sache da viel Sensation machte. Ganz Naumburg schien in Rumor und sich nach der Schulpforta zu begeben, um zu hören, wie es sei. Es war natürlich, daß die armen Leute wissen wollten, ob sie in ihrer alten Lage bleiben oder nicht. 215