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[   Band 5 Brief 95:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 26. März 1816   ]


95. Humboldt an Caroline                    Frankfurt, 26. März 1816

Da ich Dir heute frei schreiben kann, muß ich Dir doch eine
dumme Klatscherei erzählen, die man über Dich gemacht
hat, liebes Kind, die nichts tut, aber die nur beweist,
welche unnütze Mühe die Leute sich mit Erdichtungen geben. Ich
würde es Dir nicht einmal sagen, da es Dich vielleicht ärgert, wenn
ich es nicht täte, damit Du doch im stillen prüfen kannst, wer
unter Deinen Umgebungen sich solche Indiskretionen erlaubt. Als
Gneisenau hier war, war er sehr freundlich gegen mich, blieb wohl
zwei Stunden allein bei mir und sprach mit großer Vertraulichkeit.
Beim Weggehen, wie wir schon beide standen, trug er mir Grüße
an Dich auf und sagte, er habe mir noch einen Auftrag an Dich zu
geben. Ich fragte, welchen? »Man hat mich«, sagte er, »bei Ihrer
Frau verklagt, als habe ich den Prinzen Wilhelm vom Rhein ver-
drängt, sagen Sie ihr, daß das nicht wahr ist, und daß ich sehr
ungern die Stelle, die ich jetzt habe, angenommen habe.« Ich ant-
wortete ihm, ich begreife nicht, welche Klatscherei das sei, es könne
allerdings vielleicht über den Plan, den Prinzen dahin zu bringen,
bei Dir gesprochen worden sein, da Hedemann mein Schwiegersohn
sei, aber ich könne nicht einmal sagen, daß mir je Hedemann ge-
äußert habe, daß der Prinz an diesem Plan hinge. Wir sprachen
hernach weiter von der Sache selbst, er wiederholte, er habe nicht
ewig Chef des Generalstabes sein können, ich sagte ihm, ich würde,
wie ich ihm in Paris gesagt, seine Stelle und den Prinzen sehr
verträglich miteinander gefunden haben, ich schloß damit, daß ich
mit Dir ihn auf unserer Reise nach Paris besuchen würde, und
er hat mich noch durch Flemming, der ihn später gesehen, bitten
lassen, dies gewiß zu tun. Gneisenau war offenbar hier, um sich
mit Gruner ein Rendezvous zu geben. Als er und Gruner weg
waren, hat mir Stein erzählt, daß ihm Gruner gesagt, Du hättest

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