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[ Band 5 Brief 91: Caroline an Humboldt Berlin, 17. März 1816 ]
trügerei, Verstellung der Kranken) absichtlich wachend in den Mund gelegt wird. Ein sehr boshafter Mann steckt wenigstens inmitten dieses allen, Siegert, der Pfarrer an der katholischen Kirche. Du sagst mir, man schriebe von hier aus an den Rhein, daß man Coblenz und Gneisenau Wallensteins Lager usw. nenne. Der- gleichen Anspielungen habe ich nicht gehört. Allein ein Zwiespalt zwischen dem Zivilstande und dem Militär spricht deutlich sich wieder aus, und soviel ich es beurteilen kann, scheint mir, liegt dies mehr am Militär. Überhaupt reifen wohl nur einige und sparsame Blüten von der herrlichen Knospenfülle, die der Drang der Zeit im Jahre 1813 auf einmal zeigte, und auch dies gehört dazu. Es gibt Menschen, und gute hier, die Gneisenau alles zutrauen und seinen Ehrgeiz unbedingt und unumschränkt glauben. Kennst Du Blüchers Brief an den König von Sachsen bei der Revolte der Truppen? Sonst schicke ich ihn Dir authentisch. Rauch, sagt mir Prinzeß Luise *), wird den Auftrag bekommen, Bülows **) Statue zu machen. Diese und Scharnhorsts Statuen sollen am Ausgang der Linden beim Opernplatz, sagt man, aufge- stellt werden. Caroline Wolzogen kommt im April hierher und bleibt wohl den Sommer mit dem Adolf hier. Über Rudolstadt gehe ich, wenn es irgend möglich ist, und wäre es auch nur auf einen Tag. Ich umarme Dich und bin ewig Deine treue Li. ——— *) Fürstin Radziwill, Tochter des Prinzen Ferdinand von Preußen, geb. 1770, † 1836. **) Friedrich Wilhelm Graf Bülow v. Dennewitz. Vgl. S. 45. 208