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[ Band 5 Brief 92: Humboldt an Caroline Frankfurt, 22. März 1816 ]
92. Humboldt an Caroline Frankfurt, 22. März 1816 Ich fange mit dem inliegenden Brief an den Prediger Pappelbaum an, liebe Li. Dieser Mann besorgt den Druck meiner Abhandlung über die Baskische Sprache, die ich in Wien im Jahre 1812 schrieb, und die in dem »Mithridates«« von Vater *) eingerückt wird . . . Mendelssohn wechselt sich wohl mit seinem Bruder in Paris ab. Es ist Abraham **), nicht wahr? Ich erinnere mich nicht ein- mal, ob er verheiratet ist. Die Frau dessen, der jetzt in Paris ist, ist angenehm und artig. Ich habe sie in Paris besucht, wie ich die Jugendbekannten und die Juden nie verlasse. Auch war sie sehr gerührt. Alexander geht noch mehr mit ihr und dem Mann um. Scharnhorst ***) eine Statue zu errichten, ist sehr gut. Er hat den größten Teil des Verdienstes des Krieges, der ohne seine langen und zweckmäßigen Zubereitungen in der unglücklichen Zeit nie hätte gelingen können, und bis jetzt ist nichts für ihn geschehen. Ich habe, wie ich auf dem Kongreß in Prag war, sein Grab so zurecht machen lassen, daß der Sarg nicht unmittelbar in der Erde steht und also nicht leicht vermodert und gar zerfällt, damit man ihn könnte ins Land bringen und bei uns mit einem Monument be- stellen lassen, und habe viel damals darüber geschrieben. Aber es ist so dabei geblieben und nichts geschehen. Bülow hast Du wohl nicht gekannt, teures Herz? Da er sehr nach seiner Frau zurückeilte, so wird er sich, wenn er auch durch ——— *) Johann Severin Vater, geb. 1771, † 1826, Orientalist, Professor in Königsberg, später in Jena. **) Abraham Mendelssohn, geb. 1776, † 1835, Vater von Felix Mendels- sohn-Bartholdy. ***) Gerh. Joh. David v. Scharnhorst, geb. 1756, † 1813. Später wurde er auf dem Invalidenkirchhof in Berlin beigesetzt, sein Grab mit einem Denkmal von Tieck geschmückt, 1822 sein Standbild von Rauch vor der Haupt- wache in Berlin errichtet. 209