< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 5 Brief 90:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 12. März 1816   ]


Es hat mich unendlich gefreut, Dich in Deinem Briefe so
heiter scherzend zu finden. Es wird allerdings eine schöne Rech-
nung werden, wenn alle Schulden bezahlt sind, und wir einen
neuen Vermögenszustand machen. Wohl geht einem der Scherz
sehr aus, wenn man getrennt ist, und wir haben immer das
Hübsche gehabt, das Leben zugleich von seiner doppelten Seite an-
zusehen. Ich werde ganz wieder aufleben mit Dir, und ich hoffe,
Du sollst mich dann manchmal amüsant finden, wie ehemals. Was
den Reichtum betrifft, so wirst Du aus der Inlage von Metter-
nich sehen, daß wieder eine Dose im Anzug ist. Sie ist aber auch
sonst merkwürdig. Metternich hat wirklich das Gute, was sich
nur nachher in tausend anderen Gelegenheiten wieder verwischt,
daß er nicht immer die Dinge wie gewöhnliche Formen nimmt,
die wirklich mehr als das waren, und so viel ich auch manchmal
geklagt habe, wird mir doch auch durch ihn der Zeitraum in Wien
immer der wichtigste in meiner Geschäftslaufbahn bleiben. Ich bin
auch von ihm überzeugt, daß, trotz großer Unzufriedenheiten, die
auch er mit mir gehabt hat, doch er am liebsten mich als Gesandten
behalten hätte. In Paris in den letzten Tagen hat er es mir
mit sichtlichem Ausdruck der Wahrheit gesagt.


91. Caroline an Humboldt                   Berlin, 17. März 1816

Ich bin hier gar nicht in der Lage, eigentlich recht zu wissen,
was vorgeht, denn selbst die Meinung, die man von Dir
hegt, und die bei sehr vielen darauf hinausgeht, daß Du
einmal in der Tat oder zum größten Teil den Staatskanzler ersetzen
wirst, macht mich in meinem Benehmen nur vorsichtiger; man
würde mir jede Frage nur als ein Kombinieren auf Dich auslegen.
Dennoch bin ich in dem Fall gewesen, so manches zu erfahren.

                                                                       205