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[ Band 5 Brief 91: Caroline an Humboldt Berlin, 17. März 1816 ]
Koreff ist täglich um den Fürsten und ist gern gesehen, was er als Arzt und durch seine Verehrung für Hardenberg auch verdient. Da hat sich nun der Staatskanzler mehrmale über seine Umgebung herausgelassen, die er im Innern seiner Seele nach ihrem wahren Wert zu würdigen weiß. Da hat ihm denn Koreff unter anderem einmal gesagt, wie er ernstlich darauf denken sollte, einen Mann von unbescholtenem Charakter wie Du, der ihm rein und persönlich, ihm, dem Menschen, nicht dem Staatskanzler, ergeben wäre, neben sich zu haben, er hat ihn darauf aufmerksam gemacht, wie selbst seine Schwerhörigkeit ihm die Übersicht, die feineren Beziehungen in und über Menschen entzöge, und wie doppelt wichtig ihm daher eine [unleserliches Wort] wie die Deine sein müsse. Koreff sagt, der Staatskanzler sei sehr gerührt gewesen und habe ihm gesagt, daß er das alles tief empfinde und lang in seinem Innern erwogen habe, daß er aber durchaus keinen wisse, dem er jetzt den Posten in Paris anvertrauen könne, und daß er sich also seines eigenen Wunsches begeben müsse. Er hat dabei gesagt, die militärischen Berichte, die er über Frankreich bekäme, wären so, wie wenn alles losbrechen könnte und müsse, und man dort auf einem offenen Vulkan lebte, die des Grafen Goltz hingegen rosenfarb. Was solle er sich nun daraus entnehmen? Er irre in einem Chaos umher, bis Du da seist. Daß diese An- sicht seine wahre ist, daran kann ich keinen Zweifel haben. Gegen mich ist er die Liebe und Freundlichkeit selbst. Ich sehe ihn zu- weilen bei Wolfart. Das Übel, was ihn leider bedroht, ist Brust- wassersucht, und er bedarf großer Aufmerksamkeit von seiten des Arztes. Seinem Bruder hat er in ganz außerordentlichen Ausdrücken über Dich und mich gesprochen, wie ich auf eine unbezweifelte Art weiß. Daß der Staatskanzler weniger gut beim König stehe, glaube ich nicht, und es wird hier auch nicht gesagt. Allein en confidence 206