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[ Band 5 Brief 86: Caroline an Humboldt Berlin, 2. März 1816 ]
Flemming grüße. Bülow lacht so sehr? Nun, das wird ein gutes Duo mit Gabrielle geben. Adieu! Die Kinder grüßen und küssen Dich. Ewig Deine Li. Du wirst einige Zeilen von mir durch einen Herrn Bunsen *) bekommen, einen Waldecker von Geburt, der nach Frankreich geht, um die Bibliothek dort zu benutzen. Es ist ein Philolog, er sieht, dünkt mich, sehr dem seligen Grapengießer **) ähnlich und ist ein sanfter, artiger Mensch. 87. Humboldt an Caroline Frankfurt, 5. März 1816 Ich lege Dir einen sehr interessanten Brief Alexanders ein. Alexander ist zwar im Grunde auf einer Partei, die mit der jetzigen Art, wie die Dinge gehen, sehr unzufrieden ist,und sieht auch meist solche Leute, aber er hat doch einen richtigen Blick und ist sehr gut unterrichtet. Man kann sich also ziemlich auf ihn ver- lassen. Der Eindruck, den mir sein Brief macht, ist der, daß nicht Unruhen, nicht Empörung zu befürchten ist, aber daß, wenn das Ministerium so schwach ist und nicht durch ein kräftiges ersetzt werden kann, das Reich doch nicht bestehen kann, und die Zer- rüttung in einiger Zeit nur desto gewisser ist. Da ich heute eine sichere Gelegenheit habe, so schicke ich Dir einen Brief Bülows, des Finanzministers. Das unterstrichene Wort am Ende heißt Patsche und ist ein Dir vielleicht unbekannter Berlinimus, der sagen will, daß etwas im argen liegt. Wenn Du es wußtest, so verzeih meine Gelehrsamkeit. Man sollte nach ——— *) Christian Karl Josias Bunsen, geb. 1791, † 1860, studierte Theologie und Philologie und ging 1816 zum Studium des Persischen und Arabischen nach Paris, war von 1824—1838 preußischer Gesandter in Rom, 1842—1854 Gesandter in London, 1857 in den Freiherrnstand erhoben. **) Arzt. Vgl. Bd. III. 198