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[ Band 5 Brief 86: Caroline an Humboldt Berlin, 2. März 1816 ]
Ida und ihrer Mutter. Er ist seit dem 4. Februar verheiratet. Der Passage über die Belte, die bei Treibeis nicht ungefährlich ist, wollte er Ida nicht aussetzen, sie wird ihm im April folgen und er indes ein Haus in Dresden nehmen und Ida, die ihr Bruder hierherbringen wird, hier abholen. Die Mutter kommt nicht mit. Ich gestehe, daß ich letzteres nicht begreife. Wenn man mit seinem Mann auf dem Fuß ist, wie die Brun mit ihrem und er mit ihr, so könnte sie auch mit ihrer Tochter ziehen. Es ist doch eine kuriose Sache ums Heiraten. In 24 Stunden werden die Leute so selbständig, daß man’s gar nicht begreift. Ich bin mir aber bewußt, daß Du und ich unendlich, unbeschreiblich mehr Rücksicht gegen meinen Vater und Deine Mutter genommen haben, als ich jetzt sehe, daß die Neuvermählten es tun. Und doch waren beide, Deine Mutter und mein Vater, von der Art, daß man ihnen von Seiten des Gefühls viel Standhaftigkeit zugetraut hätte. Adel ist übrigens bei allen kleinen Hoffêten, weil August zu Prinz Wilhelms Hofstaat gehört, bittet man sie immer mit, wo niemand aus der Stadt hinkommt. Letzthin bei einem solchen thé dansant bei Prinzeß Charlotte hat der König sich zu ihr mit einem fremden Prinzen an den kleinen Tisch zum Abendessen ge- setzt und den ganzen Abend mit ihr gelacht und gesprochen. August freut sich sehr solcher Distinktionen. Ich mache jetzt Hermanns kleine Ausstattung in Wäsche, da- mit er außer Schuhwerk nicht viel brauche in den nächsten zwei Jahren. Theodor bekommt auch das Nötige . . . Ich will ihn noch sehen, ehe ich gehe. Man muß ihn ja nicht glauben machen, daß man sich nichts aus ihm machte. Das verstockt ihn. Ich hoffe doch noch. Hoffte ich nicht, so kränkte ich mich tot. Ich schreibe ihm alle Woche. ——— schen Konferenzrats Brun und der Schriftstellerin Friederike Brun, geborene Münter. Siehe Gabriele v. Bülow. S. 30 f. 197