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[   Band 5 Brief 18:    Humboldt an Caroline    Paris, 19. August 1815       ]


18. Humboldt an Caroline                       Paris, 19. August 1815

Ich habe gestern, liebe Li, Deinen Brief vom 10. bekommen
und kann Dir nicht genug sagen, welche unendliche Freude
er mir gemacht hat, da er mir die Hoffnung Deines
früheren Herkommens gibt. Ich stimme ganz in Deinen Plan ein,
und je eher ich Dich hier umarmen kann, desto lieber ist es mir.
Ich sehe die Sache durchaus wie Du an. Carolinens Kur und
Heilung ist der einzige Umstand, der uns jetzt trennt. Glaubst Du,
daß Du Caroline ohne Dich lassen kannst, so kann unser beider-
seitiger Wunsch erfüllt werden.
Über Augusts Kommen ist es mir unmöglich, Dir etwas Gewisses
zu sagen. Das ist sicher, alle wünschen zum Ziel zu kommen, und
der Kaiser Alexander behauptet, er bliebe nicht über die Mitte des
folgenden Monats und lasse auch seine Truppen nicht länger. Da
er dies aber als Negoziationsmittel zugleich gebraucht, so weiß
ich nicht zu entscheiden, wie es mit seiner ernstlichen Meinung steht.
Eben schickt der Kanzler, daß ich zu ihm kommen möchte.
Ich hatte noch eine Stunde Zeit bis zum Abgang des Kuriers.
Logieren würde ich Dich auf jeden Fall, selbst wenn Du heute
kämst, wenngleich etwas sehr eng. Allein wir wären zusammen,
und das eine ist Alles, wenn man gern miteinander ist wie wir.
Der Kanzler hatte mich bloß rufen lassen, weil er einen Brief
von der Frau Labédoyères bekommen hatte. Diese Person, aus
einer ganz royalistischen Familie, Chateleux, soll den Mann wirklich
lieben und schreibt nun, seitdem der Mann angeklagt ist, an alle
Menschen. Übermorgen soll das Konseil in zweiter Instanz sprechen,
und vermutlich wird er denselben Tag erschossen. Man kann
darin nichts tun. Es wäre sehr schlimm, nicht das Beispiel der
Strenge zu geben, und ich glaube nicht einmal, daß der König
Ludwig XVIII. leicht zur Begnadigung zu bringen wäre.

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