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[ Band 5 Brief 84: Caroline an Humboldt Berlin, 24. Februar 1816 ]
jetzt wieder auf wenigstens acht Monate zu verlassen, ein Hafen in Frankreich oder Belgien macht mit Hin- und Rückreise acht Wochen Abwesenheit. Ich glaube immer, Du kommst nicht vor dem 20. Mai fort, und da stoße ich zu Dir. Aus Frankfurt, kannst Du Dir denken, mach ich mir nichts, aus der Reise mit Dir aber sehr viel. Schleiermacher kommt zum Tee zu mir, da werde ich hoffentlich bestimmt erfahren, wennehe er Gabriellen zu konfirmieren denkt. Gabrielle hat doppelte Stunden bei ihm, allein pressieren kann man, das fühlst Du wie ich, diesen Unterricht nicht. Er ist oft krank, so daß hie und da eine Stunde ausfällt. Ich bin auch noch nicht entschieden, ob ich Gabriellen kommunizieren lasse. Sie ist doch noch außerordentlich jung. Man tut das wohl oft, man unter- richtet und läßt die Kommunion noch ein oder zwei Jahre aus- gesetzt sein. . . . Ich habe noch gar nicht auf Dein liebes Anerbieten, mir eine Dose zu schenken, geantwortet. Nein, liebes, gutes Herz, ich will gar nichts Besonderes, Du gibst mir ja alles, was ich brauche, und mehr. Was sollte ich mit der Dose tun? Die Madame Larochejacquelein *) hat mich unendlich in ihren Memoiren interessiert. Sie und die Menschen, von denen die Rede ist. Es ist durchs ganze Buch eine tiefe, rührende Wahrheit und Gemütlichkeit, und es hat darin ordentlich etwas Antikes. Adieu, verzeih den dummen Brief. Ewig Deine Li. ——— *) Marie Louise Viktoire Duverger, Marquise de Larochejacquelein, ge- borene de Donnissau, geb. 1772, † 1857, royalistische Heldin, die mit ihrem ersten Gatten Marquis de Lescure an den Kriegszügen in der Vendée teil- nahm und ihre Erlebnisse in vielgelesenen »Mémoires« niederlegte. 193