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[ Band 5 Brief 83: Humboldt an Caroline Frankfurt, 23. Februar 1816 ]
Leben. Das Jahr, das heute beginnt, werden wir doch großenteils zusammen verleben und wenigstens gewiß zusammen beschließen, das ist mir ein großer und inniger Trost, und Deine Liebe und Treue wird mich, wie sonst, freundlich begleiten. Möge nur Deine Gesundheit auch meinen Wünschen zusagen. Wenn wir nur bei- einander sind, Du gesund bist und es den Kindern wohl geht, sind wir des reinsten und höchsten Glückes gewiß. Ich liebe so alle Geburtstage derer, die mir teuer sind, und auch meinen eigenen. Denen, die einen gewissen Wert von innerer und angestammter Natur haben, raubt die Zeit nie etwas, sondern ist oft eine tief- erfreuliche Zugabe, die Empfindung aber macht sie inniger und wehmütiger und tiefer und verwandelt in wahre Eigentümlichkeit des Wesens das, was, so lange diese Reife des Wesens ihm mangelt, noch gleichsam die Spur der Willkür, die Möglichkeit des Aufhörens an sich trägt. Ich glaube, daß ich Flemming in den nächsten Tagen ver- lieren werde. Ich weiß, daß man ihn bestimmt, Geschäftsträger im Haag zu sein, und vermute, daß der Kurier, der auf dem Wege sein muß, die Nachricht von der Versetzung mitbringt. Sie wird ihm selbst nicht lieb sein. Er ist gar nicht ehrgeizig, liebt mich, ist gern mit mir, gefällt sich in Frankfurt, wo er allerlei kleine Attachements der Gesellschaft hat, und geht noch lieber nach Paris. Allein er kann etwas, das ehrenvoll für ihn und nützlich für den Dienst ist und ihn in seiner Laufbahn weiter bringt, doch nicht aus- schlagen. Ich verliere Flemming ungern, vorzüglich für die Gesell- schaft. Denn so gut er auch zugleich für die Geschäfte ist, so kann ich dafür auch sehr gut Bülow brauchen, der ein sehr verständiger, unendlich fleißiger und williger Mensch ist, dabei hat er eine solche Gabe zu lachen, daß er beinah platzt, wenn die geringste Gelegenheit ist, wo er nicht laut lachen darf. Gabrielen wird das sehr amüsieren. Er hat ausdrücklich bei mir angestellt sein 190