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[ Band 5 Brief 81: Humboldt an Caroline Frankfurt, 9. Februar 1816 ]
Ich schicke Dir wieder viele Billette der Cüstine, weil sie närrisch sind und meine Lebensgeschichte zeigen. An Zärtlichkeit ist von keiner Seite zu denken, und ihr Alter macht, daß sie die Billette ganz anständig schreiben und ich mitteilen kann. Aber sie ennuyiert mich furchtbar, hat den unangenehmsten aller immer unange- nehmen Straßburger bei sich, den Sohn, der Mönch werden will, sehr aristokratische Verwandte in Paris, muß hier mit lauter Leuten umgehn, die oft ganz geradezu deutsch sprechen, da ist Flemming, der auch fast täglich Billette bekommt, und ich ihr freilich ein Licht. Auch sage ich ihr immer, daß unser Glanz bei ihr mit Frankfurt aufhören wird. Außerdem hat es sie amüsiert, da sie mich dezidiert sah, nicht auszugehen, mich mit wahrer Gewalt doch zu sich zu bringen. Sie scheint gar nicht glücklich, aber hat einen gewissen natio- nellen Leichtsinn, so daß sie doch nie sentimental wird, was sehr viel schon ist. Auch wäre die Sentimentalität gegen mich, wenn ich es nicht will, schwer anzubringen. Übrigens versäumt sie aber nichts gegen mich. So hat sie jetzt erfunden, mir Reis mit Milch des Abends zu geben, und da sie immer Bier trank, und ich nur einmal meinen Abscheu zu erkennen gegeben, so hat sie es gleich aufgegeben. Das hat allerdings mein Herz sehr gewonnen. Lebe wohl, inniggeliebte Seele. Umarme die Kinder. Ewig Dein H. 82. Humboldt an Caroline Frankfurt 13. Februar 1816 Ich fange, süßes Kind, meinen Brief mit den Rechnungen an, weil ich den Vermögenszustand, den Du mir neulich mitgeteilt hast, genau durchgesehen habe. . . . Ich werde nun hiernach dem Kanzler schreiben und ihn autorisieren, es dem 186