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[   Band 5 Brief 74:    Caroline an Humboldt     Berlin, 20. Januar 1816   ]


Wer kommt denn nun eigentlich nach Frankfurt an den Bundes-
tag? Stein wäre doch der beste außer Dir.
Über des Ministers v. Bülow Grafenerhöhung mokiert man sich
sehr, da man voraussetzt, daß er sie doch heimlich nachgesucht habe.
Ich finde, daß, wenn man dergleichen gegen ihn willens war, er
es hätte hintertreiben sollen, da er einmal schon westfälischer Graf
war. Allein die Leute haben andere Ideen von Ehre wie ich.
Der Schwarze Adlerorden an Stein hat mich sehr frappiert,
weil ich nie gedacht hätte, daß er ihn nicht schon hätte. Es ist
der einzige Orden, den ich Dir noch wünsche, und mich dünkt, der
König hätte ihn Dir diesmal geben können *).
Gestern war die Fürstin Blücher.**) und die Warsing mit Familie
zum Tee bei mir. Morgen kommt der Feldmarschall, hat sich aber
alle Feierlichkeiten verbeten.
Wolfarts Anstellung als ordentlicher Professor wird durch eine
Kabinettsorder durchgesetzt werden, denn Schuckmann bleibt inflexibel.
Das Verbot, geheime Gesellschaften betreffend, welches bei Ge-
legenheit der Schmalzischen Schriften pro und kontra erneuert worden
ist, hat den traurigsten Eindruck unter allen wirklich Gutgesinnten
gemacht. Die Stimmung bei Hofe war allerdings mehr für Schmalz,
die Schriften wurden bitterer und bitterer, und ich habe Ursache zu
vermuten, daß der Staatskanzler der ganzen Sache so ein Ende
hat machen wollen, um nicht immer tiefer hineinwühlen zu lassen.
Allein man war sehr betreten darüber, man hat es dem Staats-
kanzler gesagt, es mache dies keinen guten Eindruck, und wieder
diese Bemerkung hat ihn gekränkt. Er war in jenen Tagen sehr
unwohl, vielleicht hat auch dies Einfluß darauf gehabt. Das Zu-

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*) Humboldt erhielt ihn 1830, ein Jahr nach dem Tode seiner Frau.
**) Katharina Amalie, geb. 1773, † 1850, Tochter des Chefpräsidenten
der Ostfriesischen Kammer v. Colomb, seit 1795 vermählt mit Blücher. Frau
v. Warsing, Gattin des Geh. Finanzrats, ihre Schwester.

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