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[   Band 5 Brief 73:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 19. Januar 1816   ]


Es muß jetzt allerdings mit Festigkeit, aber auch mit viel Würde
und den wahren und echten Grundsätzen regiert werden, sonst geht
es schlimm, wenigstens bleibt der gute Geist nur wirksam für die
Regierung, wenn sie ihn auch hinlänglich zusammenpreßt. Ich
spreche darüber sehr unparteiisch, alles, wozu ich nichts tun kann,
ist mir sogar mehr, als recht und billig ist, gleichgültig. Ich habe nie
arbeitsamer und einsamer gelebt als hier und ginge ebenso gern
und lieber von hier nach Auleben als nach Paris. Aber ich sehe
die Dinge nicht falsch, und diese Schritte sind irrig.
Es hat mich innig gerührt, daß Du sagst, es sei Dir gewesen,
als überlegtest Du mündlich mit mir. Wann wird die süße Zeit
wiederkommen! Es ist so nah, und ich kann es mir doch noch gar
nicht recht denken.
Lebe wohl, inniggeliebte Seele. Ewig Dein H.


74. Caroline an Humboldt                    Berlin, 20. Januar 1816

Man war sehr gespannt auf die Veränderungen des 18. Der
Berg hat indes eine Maus geboren, und es sind keine
Ministerialveränderungen erfolgt, die man zu erwarten
schien. Das Ministerium von Schuckmann, hieß es in der ganzen
Stadt, solle geteilt werden, man nannte diesen und jenen, unter
anderen Nicolovius. Beyme *) sollte bei der Ständerepräsentation
obenan kommen und Vizekanzler derselben werden. Allein auch
darüber ist es wieder still.

———
*) Karl Friedrich v. Beyme, geb. 1765, † 1838, war 1800—1810 Justiz-
minister, 1814 Zivilgouverneur von Pommern, wurde November 1817 Chef
der neuen Ministerialabteilung für die Justizorganisation in den neuen Pro-
vinzen, trat am 31. Dezember 1819 zugleich mit Humboldt vom Staatsdienst
zurück.

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