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[   Band 5 Brief 68:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 22. Dezember 1815   ]


sondern daß die ganze Nation an der Sache teilgenommen hatte.
Es ist mir sogar wahrscheinlich, daß man es von Frankreich aus
nach London zum Abdruck geschickt hat, um vielleicht zu verhindern,
daß ich nach Paris käme. Damit wäre nun mir sehr gedient.
Ich werde eben gestört, süßes Herz, da Wessenberg zu mir
kommt. Lebe innigst wohl.


69. Caroline an Humboldt                   Berlin, 23. Dezember 1815

Teures, süßes Herz!
Ich habe Deine lieben Briefe vom 15. und 17. empfangen.
Eichhorn war noch nicht bei mir.
Der Weihnachtsabend ist allerdings eine fixe Idee
bei den Berlinern, denn nicht die Kinder allein, alles in der Familie
und auch die näheren Freunde, alles beschenkt sich durcheinander.
Immer ist etwas Hübsches in dieser Lust, sich gegenseitig recht viel
Freude zu machen. Mein Weihnachten wird diesmal ungemein
brillant werden, die Krone wird, seitdem sie im Salon hängt, hier
zum ersten Male angesteckt werden, und darunter der Tisch mit allen
Geschenken. Die Kinder sind ganz außer sich vor Ungeduld, daß
es morgen werde. Ach wärst Du doch hier!
Ich habe einen rechten Verdruß gehabt. Der Staatskanzler
war vorgestern hier, und ich mußte gerade nicht zu Hause sein.
Doch hoffe ich, wird er bald wiederkommen, er hat mir viel Freund-
liches durch Koreff sagen lassen.
Den Dom von Köln bin ich sehr begierig zu sehen, und im
Frühjahr hoffe ich es auf jeden Fall. Bei Boisserées *) in Heidel-
berg sah ich voriges Jahr die allerhimmlischsten Zeichnungen davon.

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*) In der bedeutenden Kunstsammlung der kunstsinnigen Brüder. Vgl.
Bd. IV, S. 199.

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