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[ Band 5 Brief 60: Humboldt an Caroline Frankfurt, 1. Dezember 1815 ]
starken Widerspruch mit den Franzosen kommen lassen durfte, denn dann wäre mir nichts übrig geblieben, als die andern Mi- nister zu Hilfe zu rufen, und die hätten mich alle mit Hohn- lachen zurückgewiesen. Ohne aber je sie nur einmal um Rat zu fragen, habe ich ihnen die Konvention, von den Franzosen unterschrieben, gebracht. Es war eine der komischsten Szenen. Metternich und Wessenberg, die sich bis dahin gar nicht um die Sache bekümmert hatten, taten nun, als wollten sie sie verschlingen, da sie sahen, daß man hatte etwas machen können und die Angst hatten, daß, obgleich meine Konvention für alle galt, für sie doch vielleicht dabei versäumt wäre. Wellington las die Konvention vor, und Capo d’Istria knurrte bei jedem Paragraphen, wie hart das für die Franzosen sei. Wenn ich ihm dann sagte, daß sie ja alles ganz gutwillig unterschrieben hätten, ärgerte er sich noch mehr. Dazu kam, daß die Warschauer auch eine ähnliche Konvention gefordert hatten, und Rußland ihnen die abgeschlagen hatte. Er begriff nun wohl, wie man dort murren würde. Mir lag an dem Gelingen dieser Sache teils dieser kleinen Persönlichkeiten wegen, teils weil sie so viele einzelne interessiert, und weil ich sie so evident ganz allein und im Widerspruch mit allen durchsetzte, alles, und wenig Dinge haben mich so gefreut. Selbst der Kanzler hat die Konvention erst nach der Unterschrift gesehen. In den Rheinländern hat mir ein Artikel besonders sehr viel Dank verschafft. Bonaparte hatte Waren, die seine vormaligen Untertanen von ihm selbst als erlaubte Kolonialwaren gekauft hatten, konfiszieren lassen. Darüber hatten mehrere Kaufleute Banke- rott gemacht. Diese Sache gehörte gar nicht in diese Unterhand- lung. Ich habe aber noch am vorletzten Tage Mittel gefunden, dafür einen Artikel zu machen und Entschädigung zu erhalten. So auch habe ich Zinsen hineingebracht, die die Franzosen seit dem Lüneviller Frieden nicht bezahlt haben. Ich sage Dir das so aus- 140