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[ Band 5 Brief 60: Humboldt an Caroline Frankfurt, 1. Dezember 1815 ]
der Kunstkammer gesehen zu haben, nämlich da ich ein Kind war, denn der Kern mochte wohl alt genug sein. Die Negoziation über die Forderungen der Partikuliers ist die, über die ich Dir Eichhorns *) Brief schickte. Es hat mir, um die Russen zu ärgen, wahren Spaß gemacht, diese Sache durchzu- sehen, und es ist mir allerdings sehr gelungen. Du mußt wissen, daß eine ganze Kommission von Gesandten für diese Sache zusam- mengesetzt war, bei der ich nicht war. Diese machte nichts, zankte sich und brachte einige elende Artikel zustande, die niemanden be- friedigt hätten. So kam die Sache an das Konseil der Minister zurück. Die Sache war sehr verwickelt, weitläuftig und schwierig, das Ende der Unterhandlungen vor der Tür. Kein Mensch wußte, was man damit anfangen sollte. Ich übernahm, einen Bericht darüber zu machen. Ich kannte sie gar nicht, allein Eichhorn und Altenstein hatten das einzelne gut vorgearbeitet, ich setzte mich hinein und übergab den Ministern meinen Bericht und einen Kon- ventionsentwurf in mehr als 20 Artikeln. Sie lachten, versicherten, die Franzosen täten das nie, wußten indes doch nichts Besseres und mußten mir selbst die Unterhandlung übertragen. Hinter meinem Rücken versicherte Capo d’Istria **), Castlereagh und alle, es könnte und würde nie etwas aus der Sache werden. Ich fing sie an, und in zehn Tagen und gleich viel Konferenzen habe ich alles durch- gesetzt, was man billigerweise verlangen konnte. Die Sache war darum noch fataler, weil von der ersten Konferenz an alles andere bis auf dies fertig war, und man mich also fürchterlich drängte, und weil ich es nie zu einem ——— *) Johann Albert Friedrich v. Eichhorn, geb. 1779, † 1856. 1817 Staatsrat, 1840—1848 im Kultusministerium. **) Johann Anton Graf Capo d’Istria, geb. 1776, † 1831. Griechischer Staatsmann, seit 1809 in russischen Diensten, seit November 1813 Gesandter in der Schweiz. 139