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[   Band 5 Brief 59:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 30. November 1815   ]


folgen. Ich mochte darin nichts ändern, weil Jordan darauf hält,
und dann auch, weil der Kanzler niemals das Fensteraufmachen
lassen kann, sondern immer Luft haben will. Jordans Wagen ist
freilich eine offene Chaise, man kann sie aber ganz, fast luftdicht
verschließen, dabei waren so viele Sachen darin, daß ich nur eben
hineinpaßte, und außer meinem Fußsack hatte ich eine Schwanen-
boydecke, die Jordan immer bei sich hat. Koreff *) hatte mir eine
Mütze von seidenem Trikot über die Ohren gegeben, darüber tat
ich meine Pelzmütze, und so bin ich den ganzen Weg von Epernay
an gereist, daß ich, wenn ich mich am Morgen eingepackt hatte,
mich erst am Abend wieder auspacken ließ. Du glaubst nicht,
welch eine göttliche Einsamkeit in solchem Fahren ist. Die Leute
auf den Posten ahndeten meist gar nicht, daß ein lebendiges Wesen
im Wagen saß. Am Abend aßen wir immer sehr vergnügt zu-
sammen, und die Nacht sind wir nie gereist.
In Saarbrück war eine so herzliche Freude, daß Du Dir
keinen Begriff machen kannst. Ehrenpforten, Bürgergarde zu
Pferde, Mädchen mit Gedichten, Straßenjungen, die Spottlieder
auf die Franzosen sangen, ein großes Mittagessen und am Abend
ein Ball, auf dem sehr hübsche Mädchen waren. Eine sah Gabrielen
ähnlich, und von einer anderen behauptete Koreff, sage aber das
ja nicht August wieder, daß sie Schultern und Nacken wie Adel-
heid habe.
Wie lange ich hier bleiben werde, weiß ich noch nicht. Es
kann lang, es kann auch ganz unerwartet kurz hier werden. Mir
wäre das Lange lieber, denn ich fühle voraus, daß es mir in
meiner Einsamkeit sehr wohl sein wird, und kämst Du je hierher,
so wäre es ein Himmel. Ich fühle mich schon so sehr glücklich,
wieder in Deutschland zu sein. 

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*) Johann Ferdinand Koreff, geb. 1783, † 1851, praktischer Arzt und
Schriftsteller. Im Gefolge des Staatskanzlers.

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