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[   Band 5 Brief 59:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 30. November 1815   ]


kommen, Caroline *), die hier ist, hatte eine sehr große Freude, mich
wiederzusehen, und ich habe gestern vormittag eine Stunde und
dann den ganzen Abend allein mit ihr zugebracht. Adolf **) ist
auch hier, er kam nach dem Schauspiel zu Hause. Er ist groß
und ganz hübsch geworden.
Mein erster Gedanke hier ist die Möglichkeit gewesen, Dich,
mein teures Leben, hier zu sehen. Ich habe viel mit Carolinen
und Stein, der sich auch sehr daran freuen würde, davon gesprochen
und schreibe Dir nun zuerst natürlich von dem, was meinem Herzen
und meiner Sehnsucht am nächsten liegt. Im Grunde aber glaube
ich nicht an die schöne Hoffnung und weiß auch nicht einmal, ob
ich dazu raten soll. Von der Schwierigkeit mit den Kindern rede
ich nicht, aber eine zweite Betrachtung ist Deine Gesundheit und
der furchtbare Winter. Auf keinen Fall müßtest Du, wie Du
einmal schriebst, bloß auf acht Tage kommen. Die kürzeste Zeit
wären vier Wochen. Sonst ist wirklich die Unbequemlichkeit und
selbst die Gefahr zu groß. Dann mußt Du hübsch mit Muße,
und wie sich von selbst versteht, in ganz zugemachtem Wagen reisen.
Da Dein alter so groß ist, wäre es wohl besser, einen zu mieten.
In einem zweisitzigen ist man immer wärmer. Amüsieren würdest
Du Dich, dafür glaube ich einstehen zu können. Mich würdest
Du unendlich glücklich durch Deine Gegenwart sehen, Carolinen,
Stein, Schlosser würdest Du gern haben. Langweilige Menschen
ließen wir nur sehr wenig an uns kommen, und auszugehen brauchtest
Du, wenn Du nicht wolltest, gar nicht. Unterwegs besuchtest Du
Goethe. Aber die Kälte! Die fürcht’ ich nicht bloß unterwegs,
sondern auch hier. Ich bewohne zwar ein Haus allein und kann
Dir eine Etage abtreten. Nur muß ich Dich bitten, mir es vor-

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*) Caroline v. Wolzogen, geb. v. Lengefeld, geb. 1763, † 1847. Vgl.
Bd. I., S. XIX f.
**) v. Wolzogen, Sohn der Caroline.

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