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[ Band 5 Brief 56: Humboldt an Caroline Paris, 16. November 1815 ]
uns ein Zwiespalt der Meinungen herrscht, der es bedenklich macht, mit uns sich in Unterhandlungen einzulassen. Was kann daher der Nutzen sein als einzig, daß die, die das beginnen, sagen können: Wir haben etwas Kräftigeres gewollt und haben es, solange wir Gewalt hatten, auf unsere eigene Hand durchgesetzt. Einer solchen Genugtuung nachzugehen, liegt außerhalb meiner Grundsätze. Dies alles bleibt unter uns, ich schreibe es Dir nur, weil ich mich gern mit Dir über alles ausspreche, was uns besonders in jeder Beziehung so nahe liegt, und weil es mir auch lieb ist, daß Du weißt, wie die Sache zusammenhängt, denn gesprochen wird gewiß in Berlin darüber. Gneisenau ist fortdauernd hier, ist aber nicht, wie es scheint, außer aller Schuld oder Verdienst, wie man es nimmt. Nur hat er immer eine Manier, sich nur so weit einzumischen, als es ihm ratsam scheint. Ich muß hier aufhören, süßes Kind. In Frankfurt hoffe ich Ruhe zu finden. Ich sehne mich nicht sowohl nach der als nach Deutschland. Lebe innigst wohl. Ewig Dein H. 57. Humboldt an Caroline Paris, 22. November 1815 Ich reise mit dem Kanzler diese Nacht um 4 Uhr ab und habe nur Zeit, Dir dies zu sagen, einzig liebes Herz. Ich habe drei Briefe von Dir und bin sehr glücklich darüber. Du hast so ausführlich und so unendlich gut geschrieben. Ach! ich kann Dir nicht sagen, mein einziges Leben, wie glücklich ich wäre, Dich zu sehen. Aber ich glaube nicht, daß ich nach Berlin werde kommen können, und das Wetter ist zu fürchterlich, um Dich nach Frankfurt einzuladen. Ewig Dein H. 127