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[   Band 5 Brief 46:    Caroline an Humboldt     Berlin, 16. Oktober 1815   ]


46. Caroline an Humboldt                    Berlin, 16. Oktober 1815

Die Nachricht, daß Du nach Frankfurt gehen wirst, hat mich
unendlich überrascht und erfreut. Wenn auch wir uns
nun nicht sehen sollten, so schneidet es die Zeit. Ich
könnte doch auch vielleicht auf einige Wochen hinkommen und irgend-
ein Arrangement für Caroline machen. Wirst Du den 10. No-
vember wohl dort sein? August habe ich es gesagt und den drei
Mädchen, sie waren alle sehr erfreut. . . .
Woher aber mag diese Ansicht Gneisenaus kommen? Er wird
dort Gouverneur, das war wenigstens vor dem diesjährigen Krieg
seine Bestimmung, und er nahm darüber Komplimente an, allein
sollte diese wichtige Provinz, die man ein zweites Preußen nennen
könnte, nicht ein Vizekönig haben? Und eignet sich der Prinz,
vorzüglich wegen der Prinzessin, nicht ganz besonders dazu? Die
Prinzessin rechnet noch darauf. Sie fragte mich, warum August
nicht zu mir ins Haus gezogen wäre, so könnte ich ja Deinen Wunsch
erfüllen und zu Dir nach Paris gehen. Ich antwortete, weil er
in der Meinung stände, daß er den Prinzen wohl an den Rhein
begleiten würde, wenn dies des Prinzen Bestimmung sei, und in
solchem Falle wäre dann Caroline ohne Stütze hier. Die Prinzessin
schien dies, Augusts Attachement an den Prinzen und die Aussicht
des Prinzen, an den Rhein zu kommen, sehr gern zu hören. Die
Prinzessin würde gewiß eine viel lebendigere Person sein, wenn
ihr ein bewegterer Kreis vorgezeichnet würde. Man sagt auch
hier allgemein, daß die große Zurückgezogenheit, in der sie lebt,
mehr der Geschmack des Prinzen als der ihrige sei!

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