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[ Band 5 Brief 29: Humboldt an Caroline Paris, 13. September 1815 ]
und ich hatte ihm geschrieben, sie sei sehr streng und pedantisch, hatte es ihm an einzelnen Stellen bewiesen, ihm aber nicht geraten, was zu nichts helfen kann, jetzt hier einzeln zu ändern, da unser Verhältnis zum Papst ja in Absicht der rheinischen Provinzen doch fest und sicher bestimmt werden müsse, oder wir allgemeinen Vorschlägen, die man in Deutschland machen wird, beitreten werden. Ich habe ihm aber angegeben, die Instruktion, wie es sich gehört, an das Ministerium des Kultus zur Prüfung und Abänderung zu schicken, wo Schmedding *) und Nicolovius **) schon das ihrige tun werden. Niebuhren versichere nur, daß, was seine Persönlich- keit betrifft, er sich um die Instruktion keine grauen Haare wachsen lassen soll. Ich bin gewiß auch pedantisch, unter niemandem ist diese Instruktion strenger als unter mir befolgt worden, niemand hat härtere Dinge beim Papst durchgesetzt, wir haben dabei, wie Du ihm mit Beispielen belegen kannst, mit weniger Gehalt als er hat und unsrer ganzen Familie gar nicht prächtig gelebt, und Du und Rauch, und wer Rom kennt, kann ihm gewiß mit Grund sagen, daß kein Gesandter und Botschafter besser mit dem Papst und den Kardinälen gestanden hat als ich. Das ist persönlich und wird nicht durch Nachgiebigkeit erreicht. Insofern das ganze System seinen Grundsätzen nach zu streng ist, muß er nun selbst urteilen, ob er nicht das Vertrauen hegen kann, daß man es mildern und daß er selbst sogar sehr dazu bei- tragen kann. Bitte ihn aber in meinem Namen nochmal, daß, wenn ihm wirklich der Posten, nach dem jeder ringt, und den ich heute gerade so, wie er ihm angetragen ist, annehme, nicht ange- nehm ist, er ihn noch jetzt rund und ohne weiteres ausschlägt, da ——— *) Schmedding, geb. 1774, Staatsrat, einziger Katholik in der Kultus- sektion. **) Georg Heinrich Ludwig Nicolovius, geb. 1767, † 1839, Staatsrat, unter Humboldt Direktor der Kultusabteilung. 69