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[ Band 5 Brief 28: Humboldt an Caroline Paris, 9. September 1815 ]
bedürfen doch sehr des Geldes, und es geht damit immer eine be- trächtliche Menge weg. Allein ich sehe voraus, es kommt doch dazu. So hat der König Alexandern aufgetragen, sich nach dem Preis der vier Canovaschen Statuen in der Malmaison, Amor und Psyche, Lebe, Paris und einer Tänzerin zu erkundigen. An dem Paris und der Tänzerin hätte man nun meines Erachtens nicht viel. Ich habe daher gestern dem Kanzler durch Jordans *) vorschlagen lassen und werde ihm heute selbst davon sprechen, sogleich Rauch kommen zu lassen. Er versteht sich ja auch auf Gemälde und hat auch Dreistigkeit genug, dem König zu sagen, was gut und nicht gut ist. Ganz gewöhnlichen französischen Dreck, und wo doch ein Stück 8000 Franken kostet, will der König, wozu Alexander gewiß nicht beiträgt, kaufen. Die schönsten Churhessischen Claude-Lorrains waren bei Beauharnais **), dem sie Napoleon, ohne alles Recht, geschenkt hat. Um sie zu retten, hat der Kaiser Alexander sie ge- kauft, oder so getan!! Merkwürdig ist es auch, daß der Kaiser, den doch sonst seine Eitelkeit zu allen berühmten Männern treibt, Canovan noch nicht einmal hat vor sich kommen lassen. Morgen ist die berühmte Revue in der plaine des vertus. Flore Wrbna ***), die Prinzessin Therese, Molly Zichy, die Herzogin von Kurland †) und die Sagan ††) haben, wie sie sagen, mehr Befehl als Einladung vom Kaiser Alexander bekommen, hinzugehen und folgen also. Flore und Therese haben, da Stein sie zu Alexander ge- ——— *) Jordan, Geheimrat der Hardenbergschen Staatskanzlei. **) Eugène Beauharnais, geb. 1781, † 1824, Sohn erster Ehe der Kaiserin Josephine. Vgl. Bd. IV, S. 423. ***) Gräfin Flore Wrbna, gebotene Gräfin Kageneck. †) Dorothee, Herzogin Biron von Kurland, geborene Gräfin Medem, geb. 1761, † 1821. ††) Wilhelmine, Herzogin von Sagan, älteste Tochter des Herzogs Peter Biron von Kurland, geb. 1781, † 1839, vermählt 1. mit Louis Prinz Rohan Guémenée, 2. mit Wassili Fürst Trubetzkoy, 3. mit Karl Graf v. der Schulenburg. 64