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[ Band 5 Brief 28: Humboldt an Caroline Paris, 9. September 1815 ]
Du ihnen geradezu sagen kannst, daß aus meinen Briefen doch gar nicht hervorginge, daß die Sachen so schlimm stünden, und nur, daß die Grenze des Pariser Friedens würde überhaupt oder in Rücksicht Preußens unverändert bleiben, daß es aber vor allen Dingen darauf ankomme, sich nicht zu große Hoffnungen zu machen, die Schwierigkeiten einzusehen, die in der französischen Regierung, deren Bestehen uns doch selbst wichtig ist, und in den andern Ver- bündeten liegen, die nicht das gleiche Interesse mit uns haben, endlich, daß es ganz wunderbar sei, jeden neuen Krieg als einen Eroberungskrieg zu betrachten, daß es auch Erhaltungskriege gebe, daß die Frucht des jetzigen die künftige Sicherung des linken Rheinufers sei, daß man um Schlesien drei Kriege geführt habe, und man wohl nicht den Hubertusburger Frieden darum getadelt habe, daß er keine neue Eroberung hinzugefügt habe. Dies sind wirklich alles sehr wahre und triftige Gründe, und die diese ins Geleg hinein schnatternden Menschen nicht einsehen oder, da es auch heim- tückische darunter gibt, nicht einsehen wollen. Über die römischen und belgischen Kunstsachen hat sich der Kaiser von Rußland gleichfalls ganz verneinend erklärt. Er hält auch dies für ungerecht und unmoralisch und stellt nun gar den Grundsatz auf, daß, da man voriges Jahr sie nicht genommen habe, sie durch den Pariser Frieden Frankreich rechtmäßig geblieben wären. Indirekt tadelt er also auch unser Wegnehmen. Allein für Belgien wird es dabei nicht bleiben. Nur vermute ich, daß, weil Rußland, auch sogar meinetwegen, dem Papst nicht wohl will, es die Sache dahin spielen wird, daß der König Belgien freiwillige Restitutionen macht. Ist alsdann dies einmal geschehen, so hat England kein Interesse mehr an der Sache, und Metternich weiß noch heute nicht, was er tun will. Es gibt jetzt hier allerlei schöne Kunstsachen zu verkaufen, und der König hat Lust. Ich befördere zwar das nicht gern, denn wir 63